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Früchte, die nach Europa ausgeführt werden. Besonders ist die Erzeugung von
Baumwolle und Hülsenfrüchten hervorragend.
Auch Ägypten wird von Hamiten bewohnt; die Ackerbauer bezeichnet man
als Fellachen; in einigen Teilen haben sich Christen vor dem Ansturm des Islam
erhalten, die sogenannten Kopten.
Ägypten ist dicht bevölkert und wird von einem Khediv regiert, der als
Vizekönig des türkischen Sultans gilt. Es bezahlt der Türkei zwar Tribut, steht
aber unter dem Einfluß der Engländer. Die Hauptstadt ist das am Beginn des
Nildeltas gelegene Kairo, die größte Stadt von Afrika. In seiner Nähe befinden sich
bei dem Dorfe Gizeh die wunderbaren, in Pyramidenform aufgebauten, alten
ägyptischen Königsgräber und das aus dem Sandstein herausgehauene Standbild
der Sphinx. Der wichtigste Handelshafen ist das an der Nilmündung gelegene
Alexandria.
Ägypten hat wegen seiner Lage eine ungemein hohe Bedeutung, besonders
seit der Suezkanal im Jahre 1867 hergestellt worden ist, der fast den ganzen Ver¬
kehr zwischen Europa und Asien unmittelbar bei Ägypten vorbeiführt. Sein
Endpunkt im Mittelländischen Meer ist Port Said, der Endpunkt im Roten Meere
Suez. Der Kanal ist mit Einschluß einiger von ihm benutzten Seen 160 km lang,
9 m tief und 60 bis 110 m breit. Da er den Weg von Westeuropa nach Ostasien
um mehrere tausend Kilometer verkürzt, ist er eine der wichtigsten Schiffahrts¬
straßen der ganzen Erde. Obwohl von Franzosen gebaut, steht er doch vollständig
unter englischem Einflüsse.
Das Nilgebiet war schon in alter Zeit von einem hochentwickelten Volke
bewohnt, ist dann aber unter der Herrschaft des Islam zurückgegangen und blüht
jetzt unter europäischen Einfluß wieder auf. Die alten Stauwerke und Bewässerungs¬
kanäle werden wieder hergestellt und man ringt allmählich der Wüste große Ge¬
biete fruchtbaren Landes ab. Da der Nil die natürliche Verbindungsstraße vom
Mittelländischen Meere nach dem mittleren Afrika ist, hat er große Bedeutung
für den Verkehr, und deshalb werden die Nilländer binnen kurzer Zeit einen großen
Aufschwung erfahren.
2. Das tropische Mittelafrika.
Das tropische Mittelafrika ist das Gebiet zu beiden Seiten des Äquators, das
von den angrenzenden Meeren Feuchtigkeit genug erhält, um große Seen und
Ströme zu entwickeln und einen hohen Reichtum an Pflanzen erzeugen zu können.
Es ist in nordsüdlicher Richtung von Randgebirgen begrenzt und \on Gebirgs¬
zügen durchzogen und hat eine Eigentümlichkeit in seinem Aufbau, die darin
besteht, daß zwei große Grabeneinbrüche parallel den beiden Meeresküsten ver¬
laufen und von Flüssen und langgestreckten Seen ausgefüllt sind.
Bis zum ostafrikanischen Graben steigt das Land von der Ostküste her
allmählich an. Zwischen den beiden Gräben liegt ein großes Hochland und von
dem westlichen Grabenrande senkt sich das Gelände allmählich wieder, um kurz
vor der Küste nochmals zum Randgebirge aufzusteigen. In dem östlichen Graben
liegt der Njassasee, in dem westlichen der Tanganjikasee und der Nillauf. Nach
W. wässert das Gebiet durch den Kongo (d. i. Pfeil), nach S. durch den Sambesi
(d. i. fischreicher Fluß) ab. Demnach gliedert sich der ganze mittlere Teil des