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Europa.
§88.
Boden¬
gestalt,
Ge¬
wässer,
§89.
Acker¬
bau,
Handel,
Das Großherzogtum gehörte bis 1866 zum Deutschen Bunde und wurde dann
für ein neutrales Land erklärt. Noch heute steht es im deutschen Zollvereine
und ist außerdem dem deutschen Eisenbahnbetriebe zugeteilt. Trotzdem ist die
Regierungssprache französisch. Die Hauptstadt ist die frühere Festung Luxem¬
burg.
Die Niederlande.
Bodengestalt und Gewässer.
Das Königreich der Niederlande fällt ganz in die Tiefebene. Wie im nord¬
westlichen Deutschland wird sein Boden von niedrigen, diluvialen Sandhügeln,
der Geest, von ausgedehnten Mooren und von einem alluvialen Schwemm-
lande, der Marsch, gebildet. Der Marschboden ist hier weit ausgedehnter als
an der deutschen Nordseeküste; er erstreckt sich längs der breiten Flußarme des
Rheins und der Schelde tief in das Land hinein. Man kann die Nieder¬
lande auch als das Deltaland des Rheins bezeichnen. Bald nach seinem Austritte
aus Deutschland teilen sich die Fluten dieses Stromes. Der südliche Arm nimmt
als Waal die mächtige Maas auf und mündet dann in das vielverzweigte Strom¬
netz zwischen Rhein und Schelde. Der nördliche Arm sendet zunächst die I j s s e 1
(eisei) zur Zuider(seuder)-See und fließt dann westwärts. Von diesem Arme
zweigt sich der L e k ab, der unweit der Maasmündungen das Meer erreicht.
Das weite Marschland liegt heute zum größten Teile tiefer als der Spiegel
der See. Gegen die Überflutung wird es durch künstliche Deiche geschützt. Früher
begrenzte die Niederlande gegen das Meer ein natürlicher Wall, ein hoher Dünenzug.
Aber dieser wurde von den Fluten zerrissen und das Land dahinter auf weite
Strecken überschwemmt. So entstanden die westfriesischen Inseln, die den Verlauf
des alten Dünenwalles noch andeuten, und wurde die Zuider-See am Ende des
13. Jahrhunderts ein Meerbusen.
Weite Flächen dieses vom Meere geraubten Bodens hat das tatkräftige und
ausdauernde Volk der Niederländer in hartem Kampfe zurückerobert. Uner¬
müdlich hat es die Deiche in die See vorgeschoben und so einen Streifen Landes
nach dem ändern der Kultur gewonnen. Die Marsch durchziehen unzählige Kanäle
und Dämme, die einzelne Acker- und Wiesenflächen, sogenannte Polder, umschließen
und zwischen denen das Wasser der Fiüsse in hohen Betten träge dahinfließt.
Die Polder selbst werden durch Pumpwerke trocken gehalten, die früher durch
Windmühlen, heute meist durch Dampfkraft betrieben werden.
Wirtschaftliche Verhältnisse.
Im Bereiche der Marschen ist die Landwirtschaft eine wichtige Erwerbs¬
quelle. Besonders gedeiht auf den fetten Wiesen die Viehzucht, als deren Produkte
vornehmlich Butter und Käse in den Handel kommen. Das feuchtwarme Klima
begünstigt hier den Graswuchs. Das eigentliche Ackerland hat nur eine geringe
Ausdehnung. Vielfach wird der Marschboden auch zu Gemüsebau und Blumenzucht
benutzt.
Großen Erwerb bringt den Niederländern der Handel, der durch die Lage
im Mündungsdelta des größten der mitteleuropäischen Ströme sowie durch den
Reichtum an guten Häfen gefördert wird. Die Industrie blüht auch an einzelnen
Orten, aber sie ernährt doch nur eine geringe Zahl der Bevölkerung. Auch die
Fischerei nimmt verhältnismäßig nur eine untergeordnete Stellung ein. Aber diese
Seefischerei ist die Schule gewesen, aus der das große seefahrende Volk der Nieder-