Full text: Drittes Lesebuch für die oberen Mittelklassen der deutschen Volksschulen

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sich die verbündeten Heere nach Sachsen. • Napoleon machte sich nach 
Leipzig auf, und die Verbündeten folgten ihm dahin nach. Als er 
dies sah, lächelte er spöttisch nnd meinte, nun habe er seine Feinde 
alle auf einem Fleck beisammen, nun werde er sie schlagen, vernichten 
und dann sich abermals zum Herrn über Länder und Völker machen. 
So kam Hochmut vor dem Fall. 
Bald war eine Menge Krieger in der weiten Ebene um Leipzig 
versammelt. Napoleon hatte im Anfang die Überzahl; aber infolge 
des allmählichen Einrückens weiterer Truppen kämpfte er am 
18. Oktober mit 150000 Mann und 700 Geschützen gegen 27 0 000 
Mann und 1300 Geschütze. Am 16. Oktober begann der Angriff. 
Ein grauer Herbstnebel lag auf den Feldern; der Morgen war 
düster. Gegen 9 Uhr wurde es heller, und nun brachen die Russen, 
Preußen und Österreicher los. Unaufhörlicher Kanonendonner er¬ 
schütterte die Lust und machte die mit Rauchwolken bedeckte Erde er¬ 
beben. In den Dörfern, welche südöstlich von Leipzig liegen, kämpfte 
man mit großer Erbitterung. Napoleon war hier selbst und er¬ 
munterte seine Scharen. Sie fochten auch tapfer. Bald eroberten 
die Verbündeten die Dörfer, bald die Franzosen; es war ein ent¬ 
setzliches Drängen und Treiben. Am Abend standen die Heere fast 
auf derselben Stelle wieder, wo sie des Morgens die Schlacht be¬ 
gonnen hatten. 
Im Norden von Leipzig war unterdessen der Kampf ganz anders 
ausgefallen. Hier stand Blücher und schlug eine Schlacht für sich, 
die man die Schlacht bei Möckern nennt. Napoleon hatte einen 
tüchtigen General mit großer Macht gegen den Helden geschickt und 
gesagt, man solle Blücher so lange zurückwerfen, bis er mit den 
Feinden im Südosten fertig sei; dann wolle er auch kommen nnd 
helfen. Der französische General tat, was er konnte. Dreimal 
wurde das Dorf genommen, dreimal ging es verloren. Die Franzosen 
stellten 40 Kanonen in den Straßen auf und schmetterten alles nieder, 
was ihnen nahe kam. Die Reihen der braven Preußen wurden 
immer dünner. Man meldete dem General die Gefahr. „Nun," 
sprach der brave Horn, „so wollen wir einmal ein Hurra machen," 
und im Sturmlauf läßt er sein Fußvolk auf die Kanonen losgchen. 
Die Franzosen weichen; die Kanonen werden genommen; neue Feindes¬ 
scharen rücken heran; es sind die alten französischen Seesoldaten, die 
schon so oft große Taten vollbracht haben. Da sprengt Jork mit 
den Husaren daher. „Vorwärts! eingehauen!" ruft er. Auf dieses
	        
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