8 Europa.
Westen des Kontinents noch in der jüngsten Periode der Erdentwicklung
unterworfen waren. Hier entstanden große Gebirge uud erfolgten zugleich
weite Einbrüche des Meeres. Osteuropa blieb dagegen in Ruhe und er-
scheint darum einförmig uud eben,
wäss'cr Verteilung der Gebirge bestimmt die Art der Entwässerung.
' Die größten Ströme finden wir in dem ebenen Osten. Dem mittelländischen
Meer fließen aus seinen gebirgigen Küstenländern meist nur kleiue Gewässer
zu, und auch die zum atlantischen Oeean strömenden Flüsse stehen an Länge
des Laufes den osteuropäischen weit nach. Die Kleinheit und Zerrissenheit
des Kontinents läßt es überhaupt zur Entwicklung so gewaltiger Strom-
systeme, wie wir sie in Asien, Afrika und Amerika finden, nicht kommen.
Es fehlen dazu auch die klimatischen Bedingungen.
§ 5. Europas Klima ist iu allen Teilen gemäßigt. Aber es erscheint
Klima, vielfach gemäßigter, als es nach der geographischen Breite zn erwarten
wäre. Selbst in den Gebieten jenseits des Polarkreises treffen wir an der
Westküste Skandinaviens noch Getreide. Dieses Übermaß von Wärme
verdankt Europa dem warmen Golfstrom der ans dem Busen von
Mejieo über das weite Meer hinweg unseren Küsten zuströmt. Seine
erwärmende Wirkung wird uoch durch die starke Gliederung unseres Kon-
tinents gefördert. Überdies tragen vorherrschende westliche Winde die feucht-
warme Seeluft weit landeinwärts. Das ganze Westeuropa besitzt darum
echtes Seeklima mit kühlem Sommer und mildem Winter.
Die oeeanischen Luftströmungen bringen anch reichliche Benetzung.
Niederschlag zu allen Jahreszeiten mit einem Maximum im Winter ist dem
Westen unseres Erdteils eigen. Mit dem Vorschreiten nach Osten macht
sich neben dem winterlichen allmählich ein sommerliches Niederschlagsmaximum
geltend, bis schließlich im russischen Osten der Sommerregen vorwaltet. Hier
tritt das Kontinentalklima in ausgeprägter Form auf. Eine fcharfe
klimatische Scheide bilden die Alpen. Südeuropa steht nicht mehr
unter dem unmittelbaren Einfluß des Golfstroms, souderu besitzt ein eigenes
Klima mit trockenheißem Sommer und Regen in der Winterzeit. Es gehört
der subtropischen Region an.
Pflan- Gleiche Verschiedenheit besteht in der Vegetation. Südlich der
zcnwclt.Nlpen treffen wir immergrüne Gewächse. Baumbestände treten dort zurück,
die Wälder werden teilweise durch Strauchbestände gebildet. Immergrünen
Sträuchern begegueu wir auch im warmen Westen, aber unter sie mischen
sich bereits die laubabwerfenden, sommergrünen Holzgewächse unserer Gebiete.
Wälder aus Laub- und Nadelholzbäumen im Wechsel mit Wiesen uud Mooren
kennzeichnen die mitteleuropäische Vegetation. Im russischen Süd-
osten herrscht die bäum arme Steppe, uud im hohen Norden breiten jich
jenseits der Baumgrenze die Moos- uud Flechteubestände der Tundra aus.