Full text: Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit

Afrika — Aegypten. 579 
Der zu Tentyra oder Denderah (gegenüber von Kenneh) war des großen, doch nur 
aus römischer Kaiserzeit stammenden und jetzt zu Paris befindlichen, Zodiakus halber 
besonders berühmt. Weit wichtiger indes ist die Ebene von Arsinoö oder Kroko- 
dilopolis (jetzt von Fajüm*)) mit zwei von den Griechen vielbewunderten Groß- 
werken: dem Mörissee und dem Labyrinthe. Sie liegt zwischen deu wüsten Bergen der 
libyschen Wüste fast so breit als lang, häugt durch eine Schlucht mit dem Nilthale, 
sowie durch einen Kanal mit dem Nil selbst zusammen und zeichnet sich, wie schon 
Strabo erwähnt, vor allen Provinzen durch Schönheit, Fruchtbarkeit und Anban, be- 
sonders Gartenkultur und Fruchtbäume, aus; gegeuwärtig zählt sie auf 40 Q. M. 
148000 E. Alt der Nordwestseite des Fajüm liegt der 7 Mln. lange und 1/z bis 3/4 
Mln. breite Birket-el-Knrün, d. i. See der Hörner, und ihm gerade entgegengesetzt, in 
der südöstlichen Ecke, in der höchstgelegenen der 3 Zonen, in welcher das Gebiet dieser 
oasenartigen Provinz terrassenförmig abfällt, lag der von Amenemha III. (MöriS) an- 
gelegte Mörissee. Auf einer Flüche von 3 Q. M. war die Erdmasse 5 m. tief ansge- 
hoben und so ein großes Reservoir hergestellt worden, ans dessen, durch einen Kanal 
aus dem Ril von unweit Denderah herbeigeführtem Wasser auch die mittlere Zone des 
Fajüm und die entfernteren Ländereien von Memphis die Befruchtung erhielten. 
Diodor wie Strabo sahen den See, welcher schon zu Herodots Zeit 1600 Jahre alt ge¬ 
wesen, noch in Thätigkeit; nach und nach aber mußte der See, wenn er nicht vertieft 
wurde, durch den alljährlich auf dem Grunde sich ablagernden Nilschlamm eingehen, 
und die unablässig wirkende Naturkraft hat in der That das Terrain heute so wieder 
hergestellt, wie es beschaffen war, ehe vor 4000 Jahren Menschenhände die Herstellung 
eines ihrer „Wunder" unternahmen. Jetzt ist der ehemalige Seeboden trocken, nnange- 
bant, ausgedörrt, da der Nil selbst in den Jahren des höchsten Wasserstandes nicht mehr 
dahin zu gelangen vermag, und der ganze Distrikt steht in einem auffallenden Gegen- 
satze zu dem übrigen Theile der als Garten Aegyptens bezeichneten Provinz Fajüm. 
Am Eingange derselben hat man die Reste des berühmten, aus 12 Palästen mit 3000 
Zimmern bestehenden Labyrinths entdeckt, das halb unter, halb über der Erde lag. 
Es war gleichfalls ein Werk des Möris, der nebst einigen Nachfolgern in den Räumen 
unter der Erde seine Todtenkammer hatte. 
VonMemphis gibt es nichts als kleine unbedeutende Ueberbleibsel; sie liegen eine 
Viertelstunde links vom Strome zwischen Palmen und Fruchtfeldern, nahe dem jetzigen 
Orte Sakkarah. Aber seitwärts hinter Sakkarah, dicht an der libyschen Bergkette, 
sind in einem etwa 33 in. hohen öden Felsplateau Mumiengräber, worin selbst Mn- 
mim von Vögeln, und auf einer Strecke von 3 Stunden 13 Pyramiden zu sehen, die 
indes allzumal von den 3 großen Pyramiden, eine Meile seitwärts vom Strom, 
unweit des Dorfs Giseh, übertroffen werden. Die größte, nach dem Pharao Ehufu 
(Cheops) genannt, gilt für das höchste Bauwerk auf der Erde: sie mißt an jeder Seite 
der Basis 225 und in der Höhe 148 m. ; von den ungeheuren Massen, mit welchen 
man es bei den altägyptischen Bauten zu thnn, bekommt man eine Vorstellung, wenn man 
bedenkt, daß die Steine der Chusupyramide das Material zu 60 Kölner Domen geben 
würde. Etwa 12 m. überm Boden, und zwar wie bei allen Pyramiden an der Nord- 
*) Aus dem altägyptischen Worte Phiom, d. h. Sumpf.
	        
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