Full text: Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit

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Gebiet der Oder. 125 
bacher Thals ist von Natur in eine zahllose Menge Felskcgel zerklüftet, deren manche 
an 60 in. hoch und zu oberst mit Strauchwerk, Nadelholz und Birken begrünt sind. 
Man kaun sich um ihre Kanten herumwinden und zwischen ihnen hingehen. In der- 
Mitte bildet sich eine Art Felsallee in Krümmungen wohl 730 m. lang und von einer 
klaren Quelle durchrieselt. Der Anblick kann ängstlich machen, da viele dieser Riesen- 
körper nicht steil, sondern mit überhängenden Wänden aufsteigen und jeden Augenblick 
den Umsturz drohen. Die Sonne dringt nur hie und da in dies Felslabyrinth, wes- 
halb in den heißesten Sommertagen die Kühlung empfindlich ist. Einzelne der selt- 
samsten Felsen hat man besonders benannt, z. B. Kanzel, Mönch, Hochgericht, Zucker- 
Hut. Der letztere ist unten viel schmälern Umsango als oben; der Forellenbach, der 
ihn umspült, wird wahrscheinlich seinen Fuß zuletzt so auswaschen, daß er umstürzen 
muß. Merkwürdig ist der Wiederhall eines Schusses; der-Knall gleicht dem Donner, 
der zuerst an der rechten Seite des Felsthals hinrollt, dann erstirbt, und nach etwa. 
20 Secuuden gegenüber der linken Seite sich wiederholt und furchtbar nach den Wald- 
gebirgen hinauf rauscht. — Der NO. Wall der schönen Glatzer Berglandschaft wird 
gebildet, zuerst durch das Grenzgebirge (Landecker Heidelberg 904 m.) und das 
Wartha-Reichensteiner Gebirg, das im Jauersberg 872 in. ansteigt und an der 
Neiße endigt; dann durch den dreifachen Kamm des Eulengebirges zwischen Neiße und 
Weistritz (Hohe Eule 1019 m., Sonnenkuppe 964 m.). Ten NW. Riegel des 
Kessels bildet das Waldenburger Gebirge (W. Heidelberg 923 m.), in dessen Mitte 
der geschäftliche nnd amtliche Mittelpunkt für das Hauptprodnkt dieses Gebirgsab- 
schnittes, die Steinkohle, nämlich das Städtchen Waldenburg liegt. — Die Neiße ent- 
springt bei Thanndorf am Glatzer Schneeberg nur 200 Schritte von der böhmischen 
Grenze, und hat ein Gefäll von 774 w. bis zum Anstritt aus den Bergen bei Wartha, 
wo ihre Breite alsdann 52 m. mißt. Manchfache Schönheiten bieten die Thäler von 
Reinerz und Steinau. Noch anziehender sind die Gegenden an der Neiße aufwärts 
zum Schneeberg. In einem wilden Seitenthale stürmt der Wölfelsbach zwischen steilen 
Berghöhen herab, und indem er durch eine schmale Felsspalte sich drängt, stürzt er 6 m.,. 
bann 9 m. tief in einen Kessel, dessen Wände wohl 20 m. emporstarren. Die Spalte 
des Felsen geht aber noch viel tiefer nnd bereitet dadurch dem Wasser des Kessels einen 
nochmaligen Sturz von 9 in. Daun erst fließt er ruhiger gen Abend. Die Gegenden 
am Schneeberg und am Mittelwalder Thal, wohin er sich allmählich absenkt, 
gleichen den Vorbergen der Alpen in der nördlichen Schweiz; nur daß ein kleiner- 
Schweizersee fehlt. — Auf dem Schneeberg berührt sich die Grenze von Schlesien,. 
Böhmen nud Mähren; eine Säule bezeichnet dies. 
c. Das Riesen-, vor alters Asengebirg, das Hochgebirg unter den deutschen. 
Mittelbergen, beginnt jenseit der Pässe, die von Landshut am Bober nach Trantenan 
in Böhmen führen, nnd steigt bald zur Riefen- oder Schneekoppe 1611 in. 
(4960') empor. Im Hauptkamm folgen im NW. Richtnng die Kleine Sturm- 
Haube 1417 in., das H oh e R a d 1523 in., die Große Sturm ha übe 1458 m., 
der Reifträg er 1355 m., im hohen Jserkamm der Preißelsbeerberg 1093 in., 
die Tafelfichte 1152 rn., auf deren Gipfel, die drei Länder Schlesien, Böhmen und 
Lausitz an einander stoßen. So erstreckt sich also das eigentliche Riesengebirg nur vom 
Boberquell bis zur Absenkung der Tafelsichte gegen die Görlitzer Neiße. Auf der böh-
	        
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