Full text: Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit

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Afrika — 
Nigritien. 
10) Schließlich haben wir noch das Reich Bambarra zu erwähnen, das an 
Massena grenzt und am oberen Dscholiba bis in die senegambischen Gebirge sich aus- 
dehut. Das Volk, ein Zweig der Mandingos oder Wangerawas, muhammedauisch und 
unbezwnngen von den Fellatahs, lebt in einer staatlichen Ordnung, die höher steht 
als die der Aschantis und Dahomeher, — ein Beweis, wessen auch Neger sähig 
sein können. Die Bambarrauer sind in mancherlei Arbeiten geschickt, namentlich in 
edeln Metallen; sie fertigen brauchbare Waffen, auch Pulver, obwohl sie die Gewehre 
dazu durch den Handel beziehen. Nur Sklaven sieht man fast nackt-, freie Leute aber 
gehen bekleidet einher. Ihre Frauen sind mit Baumwollspinnen und -färben beschäftigt, 
während den Sklaven die Besorgung von Haus und Feld obliegt. Der König, der 
seinen Sitz zu Sego (30000 E.) hat, übt keiue Willkürjustiz, da die Rechtsprechung 
einem Rathe der Alten zusteht; er schützt Handel und Gewerbe, und vertheidigt sein 
Land mit einem geregelten Heere, hält aber außerdem eine Leibgarde aus berittenen 
Sklaven. — 
Bemerkungen. 1) Mau macht gewöhnlich der Negerrasse deu Vorwurf der 
Trägheit. Nun ists natürlich, daß den Bewohnern der Tropenländer das Leben leichter 
wird als uns. Dennoch hat man bei mehreren Negervölkern, wie aus dem oben Ge* 
sagten hervorgeht, eine Arbeitsamkeit gefunden, die freilich nicht englisch und deutsch, 
allein bei einer mittleren Jahrestemperatur von 18° anerkennenswerther ist als die 
der heutigen Sicilianer bei nur 14. Der Ackerbau wird nicht ohne Sorgfalt betrieben, 
die Felder stehen voll Durrah, Reis und Mais, in Hauffa mitunter voll Weizen, und 
mehrere andre Produkte, Baumwolle, Indigo u. f. w. werden kultivirt. Rinder« und 
Pferdezucht beschäftigt eine Menge Männer; und was die städtischen Gewerbe betrifft^ 
so ließe sich keine schlechte Ausstellung einheimischer Sudsnwaaren veranstalten, als da 
sind: manchsaltige Sachen aus Holz, Leder, Thon, Eisen, Ringe und sonstige feine 
Goldgebilde, Liunen- und Baumwollzeuge in schönen Farben, glänzende Matten und 
Sandalen, buntfarbige Seidenwaaren, wozu das Material vom Mittelmeere her be- 
zogen wird, und sogar Pulver aus eignen Fabriken. Stellen wir dem Markte Tim- 
buktus noch deu von Kano zur Seite, so wird unsre Vorstellung von ihrem Hau- 
delsverkehr hinreichend deutlich werden. Auf den Markt Kanos kommen jährlich 600 
Eselladungen Guruuüsse, 300 Kamelladnngen Salz, 400 solcher Lasten Seide aus Tri- 
poli, 100 Lasten Zucker, 50000 Solinger Schwertkliugen, 5000 Sklaven, rothes Tuch 
und Nadeln aus Livorno, arabische Anzüge, Kupfer, Rosenöl, Perlen u. s. w. 300 
Kamellasten gehen jährlich nach Timbuktu ab. Die zu Gando gehörende Landschaft 
Nyffe, worin der gewerbreiche große Ort Rabba, liefert besonders gesuchte Toben oder 
Hemden, und Kano selbst zeichnet sich durch seine Sandalen, gestickten Reisetaschen :c. 
aus. Der ganze Umsatz daselbst wird auf 1000 Millionen Kauries, soviel als 
600000 Dollars, berechnet. Wo man, wie in den Städten Sudans, europäische 
Waaren dreimal höher bezahlt als am Mittelmeere, da ist sicher kein geringer Wohlstand 
zu Hause.*) Dies zeigt sich selbst an ihren Kriegsheeren, die gut ausgerüstet und ge- 
ordnet sind. 
*) „Die Wohnungen der muhammedanischen wie die der christlichen Abessinier" 
— sagt G. Rohlfs — „sind bei weitem roher und schmutziger, als die der Neger in
	        
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