Full text: Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit

Afrika — 
Congo — 
Z am b esil än d er. 
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man in Portugal nicht einmal, woher der Congo und Quauza kommen, und an eine 
dauernde Verbindung der Westküste mit den Besitzungen an der Ostseite Afrikas ist wohl 
dann und wann gedacht, doch nie Anstalt dazu getroffen worden, obschon schwarze Handels- 
leute — denn es gehen Karawanen von Cassange und Bihe ins Innere — berichteten, 
daß bewohntes Land mit rührigen nnd nicht gerade wilden Negervölkern dort vorhanden 
sei. Selbst die Verbreitung des Christenthums, zu dessen Annahme die Neger auf der 
Küste nicht unwillig waren, wurde später gar nicht mehr betrieben, so daß der Fetischis- 
mus wieder aufkam und immer noch vorherrscht, selbst in den Hafenstädten Majnmba 
und Loango, wo es doch europäische Faktoreien gibt. Und wo auch das Christenthum 
sich verbreitet hat, besteht es nur ans äußerlichen Bräuchen. Keine Belehrung, keine 
Schulen; Unwissenheit, Aberglaube und Unsitte überall. Wie viel höher steht doch der 
Fulah Seuegambiens, der mit dem Glauben auch den Korsn zu den Heiden bringt und 
Schulen anlegt, damit sie ihn lesen lernen! Leider war das portugiesische Gouvernement 
für nichts so thätig wie für den Sklavenhandel. Den hat es zum Unheil des Landes 
so gepflegt, daß aus Angola nnd Benguela jährlich 22000 Sklaven regelmäßig, und 
ebenfoviele noch durch Schmuggel nach Brasilien abgiengen und die Bevölkerung da- 
durch fortdauernd abnahm; selbst Geistliche trieben das ehrlose Geschäft. In Felipe 
de Benguela fand der Franzose Douville, der 1828 bis 1830 Niederguinea bereiste, so- 
wohl Neger als Weiße in üppig fauler Lebensart versunken. Die größere Hauptstadt 
Loanda nennt er geradezu einen Lasterpsnhl. Am Hose des sonst auch unter portn- 
giesischer Herrschaft gestandenen Negerreiches Congo geht man freilich in Seide, mit 
langen Degen am Gürtel, Pantoffeln aus Sammet und Marokin, mit spanischen Män- 
teilt K.r und die Frauen strotzen von Brokat, Franzen und Gold. Das niedere Volk 
dagegen trägt als einzige Bekleidung eine Schürze, die Wohlhabenden ein blaues Hemd 
oder eine Pagne: und Hohe wie Niedre sind gleich unnnterrichtet und abergläubisch. 
Der Ungar Magyar hat das innere Land bis auf 150 Meilen von der Küste 
hin und her wiederholt nnd mit forschendem Blicke durchstreift. Folgen wir ihm durch 
die hochgelegene Olowihenda-Wildnis in das Land Kibokoe, wo das große Strom- 
gebiet des Kassabi (Kasa'i) beginnt, und wo es unter den Negern eben so fleißige Land- 
leute als tapsere Elephantenjäger und geschickte Schmiede gibt. Dies geht ostwärts über 
in die wellenförmigen Ebenen des Reichs Mol na (Rua, Moropue), das vom Balunda- 
Völkerstamm bewohnt wird. Es wechseln dort ausgedehnte Grasflächen mit gewaltigen 
Urwäldern und mit Einöden, in der Ferne von Niedern Bergen oder GeHügel durch- 
zogen, aus denen man Eisen und Kupfer gewinnt. Große Wald- und Snmpfstrecken 
scheinen nur für Elephanten da zu sein, die herdenweise sich sehen lassen und durch ihre 
mächtigen Stoßzähne zur Jagd anreizen. Sie zu tobten steht jedem frei, doch gehört 
stets der eine Zahn als Steuer dem Häuptling des Bezirks, der wiederum seinem Ober- 
Herrn auch Elfenbein nebst Sklaven ?c. zu liefern hat. Die Bewohner machen sich 
Götzen, denen Thiere geopfert werden. Menschenopfer fallen nur dem Despotismus, 
der hier an Willkür und Grausamkeit mit dem zu Dahomeh wetteifert. Der König oder 
Muati-Janwo wird wie ein Gott verehrt; in seiner Nähe kriecht derUnterthan am 
Boden. Er herrscht nnnmschränkt und nach Laune, sogar Groß- und Klein-Häuptlinge 
fügen sich der Verstümmelung an Nase und Ohren; es kommt vor, daß durch Abziehen 
der Haut getödtet wird. Bei der Leiche eines Muati müssen jedesmal seine Sklaven
	        
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