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Europa —
Deutsches Re i ch.
vergrößerte sich der Staat umö Vierfache. Karl Friedrich, der von Napoleon den
Großherzogstitel bekam, regierte über ein halbes Jahrhundert und starb 1811. Der
jetzige Großherzog, dessen Regierung mit Recht in und außer seinem Lande gepriesen
wird, heißt Friedrich.
Baden ist gegenwärtig in 11 nach den Hanptorten benannte Kreise von 40 bis
8 Q.-Mln. eingetheilt (s. o. statistische Tafel d. Deutschen Reiches); die größte Volks-
dichtigkeit weist der Kreis Mannheim auf = 12000 auf 1 Q.-M., aber selbst die
Schwarzwaldkreise haben noch über 3500. — Orte: Karlsruhe mit 37000 E. am
Hartwalde, erst 1715 gegründet: l1/« St. davon Leopoldshafen (sonst Schreck) am
Rhein. Auf der andern Seite führt eine Pappelallee nach Dur lach; Pforzheim
a. d.Enz 19800; die ehem. bischöflich speierifche Residenz Bruchsal; auch Philipps-
bürg war speierifch; die gewerbthätige Stadt Ettlingen, Festung Rastatt mit
11600 E., der glänzende Badeort Ba'den mit französischem Aussehen und 10000 E.,
Kehl, der Brückenkopf von Straßburg, Offenburg, der Fabrikort Lahr, Alt-
Brei fach, ehemals wichtige Festung, Freiburg (im Breisgau) a. d. Dreisam mit
24700 E., Lörrach a. d. Wiese, Fabrikort, Säckingen und Walds Hut a. Rhein,
Ludwigsh afeu, der badische Hafen in der Nordwestecke des Ueberlinger Sees,
Konstanz am Bodensee mit 10000 E., Donaneschiugen, Sitz der Fürsten von
Fin-stenberg, und Villingen. Mannheim (mehr als zur Hälfte protestantisch)',
wichtige Industrie- und Handelsstadt mit Z9600 E., vor 1606 noch ein Dorf, von
1720 bis 1777 (siehe Baiern) Residenz des Kurfürsten von der Pfalz; Heidelberg
mit fast 20000, Wein heim a. d. Bergstraße, Wertheim an Tauber und Main.
25. Großherzogthum Heffeu.
Das Hessenland war ursprünglich ein Theil des Herzogthums Franken. Zur Zeit
der fränkischen Kaiser wurde es davon getrennt, während zu gleicher Zeit auch die
Verbindung Thüringens mit dem sächsischen Herzogthum gelöst wurde; Ludwig der
Bärtige vereinte beides zu einem Besitzthume, dessen Herrscher i. I. 1130 den Titel
„Landgrafen in Hessen und Thüringen" erhielten. Als um die Mitte des 13. Jahrh.
(1247) mit Heinrich Raspe das Geschlecht in männlicher Linie erlosch, wurde die
Landgrafschaft in der Art getheilt, daß das eigentliche Thüringen an das meißnische
Hans fiel, während sich im Hessenlande Heinrich das Kind (Sohn Sophiens von
Brabant, die eine Tochter der heiligen Elisabeth und des Landgrafen Ludwig IV. und
und mit Herzog Heinrich von Brabant vermählt war) behauptete. Er ist der erste
hessische Landgraf, wurde 1292 von Kaiser Adolf in den Fürstenstand erhoben, starb
1308 und liegt in Marburg begraben. Die Nachkommen hatten das Glück, ihr Land
zu vergrößern, besonders durch die Grafschaft Katzenellenbogen (auf dem Taunus
und an den beiden Rheinufern, sowie südl. des unteren Mains, mit Darmstadt), die
ihnen 1479 erblich zufiel. Aber nach Mittelalters Brauch theilten sie öfters. Selbst
Philipp der Großmüthige, der eifrige Anhänger der Reformation, der fämmt-
liche Besitzungen des Hauses wieder zusammen erhielt, führte noch keine Untheilbarkeit
des Staats ein; er vergabte (1567) das Land unter feine Söhne. Der jüngste, Geor;g,
begann die Darmstädter Linie im Süden, der älteste, Wilhelm, die Kasseler im