Full text: Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit

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Europa 
— Brittisch e s Reich. 
vermag die durch lauge glänzende Wolle ausgezeichnete brittische Schafzucht 
der riesenhaft angewachsenen Eigenindustrie (112000 Webstühle, 4,353000 
Spindeln) kaum noch ' » des Bedarfes zu liefern und bezog man i. 1.1870 
von Australien 189, vom Caplande 39, von Indien 13 Mill. Pfund Wolle. 
Das Centrum für die Wollindustrie ist Leeds, der Gesammtwerth aller 
Wollfabrikate beläuft sich jährlich auf 230 Mill. Thlr., wovon für 100 Mill. 
ausgeführt werden. Die Ausfuhr der Leinwand hat den Werth von 44 Mill.,. 
die des Flachsgarns zu 7 Mill. Thlr. eingerechnet, der aller Leinenwaaren von 
102 Mill. Nur der kleinste Theil des hiezu nöthigen Rohmaterials wird 
im Lande selbst erzeugt, dagegen 3V-- Mill. Ctr. Rohstoff von Rußland zc. 
eingeführt, um einem großen Theil der Welt das Fabrikat zu liefern. In 
Dundee (in Schottland) allein beschäftigt diese Industrie 35000 Arbeiter; 
im ganzen sind damit 40000 Webstühle mit 1,685000 Spindeln belegt. Mit 
Verarbeitung von Seide hauptsächlich zu eignem Bedarf beschäftigt (Ge- 
fammt-Werth 82 Mill.), versendet man doch für 14 Mill. Thlr. seidene 
Waaren. Riesig ist die jährliche Einfuhr von Rohbaumwolle, nämlich 1260 
Mill. Pfuud, wovon, nach Abzug der Wiederausfuhr, zur Verarbeitung 
1000 Mill. Pfd. im Lande verbleiben. Der Werth aller Baumwollen- 
fabrikate, mit deren Herstellung 600000 Menschen, sowie 35 Mill. Spindeln 
und 440000 Webstühle beschäftigt sind, beläuft sich aber auch auf 540 Mill. 
pr. Thaler, wovon für 350 Mill. in fremde Länder verschickt werden, 
während der ganze europäische Continent bloß für 400 Mill. Thlr. Baum- 
wollenwaaren produzirt. Um dieselbe Menge Baumwollgarn durch Hand- 
arbeit zu fertigen, wie sie die brittischen Maschinen in einem Jahre liefern, 
bedürfte es 91 Mill. Arbeiter. Die Grafschaften Lancafhire und Chefhire 
sind die Hauptsitze der Baumwollenindustrie. — Mit der Fabrikation in 
Baumwolle wetteifert die in Metallen, woran der einheimische Boden so 
reich ist, daß jährlich 100000 Ctr. Zinn, VA Mill. Ctr. Blei, 4 Mill. Ctr. 
Kupfer, 300000 Ctr. Zink u. f. w- gewonnen, nur ein kleinerer Theil des 
Materials eingeführt zu werden braucht und der Gefammtgeldwerth der 
Bergbauproduktion jährlich auf 260 Mill. Thlr. veranschlagt werden kann. 
Man schätzt die Ausfuhr von Metallwaaren, Maschinen und Stahl auf 
136 Mill. Thaler, den Werth aller erzeugten Waaren auf 340 Mill. Eine 
solche Fabrikation wäre übrigens unmöglich ohne die Masse von Steinkohlen, 
woran Großbritannien Ueberfluß hat; denn die Gruben liefern jährlich 
2050 Mill. Ctr. (d. i. ca. 60 % der Gefammtförderung auf der Erde) dieses 
wichtigen Minerals, wovon etwa der achte Theil ins Ausland geht. — Die 
Ausfuhrderfämmtlicheu brittischen Manufakte und Produkte 
(also diejenigen Erzeugnisse fremder Länder, die unverändert wieder aus- 
geführt werden, nicht mitgerechnet) beläuft sich an Werth auf 880 Mill.
	        
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