Europa —
Brittisches Ne ich.
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Thlr.; davon gehen für 285 Mill. an Werth in die brittischen Kolonien.
Die Gesammtaus fuhr des Reiches hatte i. I. 1871 einen Werth von
1890, die Gesammteinfuhr von 2206 Mill. pr. Thlr.*)
Ungeheuer ist der Reichthum des Landes an Eisen; i. I. 1871 wurden
129 Mill. Ctr. Roheisen (49 % der Roheisen-Produktion der ganzen Erde)
gewonnen. Hauptsitze für die Verarbeitung der Metalle sind Birmingham
und Sheffield.
Nur aus solcher Handels- und Gewerbthätigkeit wird es erklärlich, wie
der brittische Staat ein Budget von ca. 475 Mill. Thlr. ertragen kann,
wovon über 7» zur Verzinsung und möglichen Ermäßigung der Staats-
schuld dient. Sogar diese unmöglich zu tilgende, nur in längeren Frie-
denszeiten um ein- oder zweihundert Mill. Pfd. zu verringernde Schuld —
776 Mill. Pf. St. oder 5280 Mill. Thlr. — die fast nur durch Kriege, befon-
ders zur Bekämpfung Frankreichs, sowie zur Rettung und Erhebung des Vater-
lands, mit Zustimmung des Parlaments gemacht worden, und die man den
eignen Bürgern, nicht dem Auslande schuldet, ist ein Beweis von der Macht
und den Hilfsquellen Britanniens. Der Credit keines andern Staates hätte
dazu ausgereicht, kein anderer wäre im Stande sie zu verzinsen. — Die
meisten bedeutenden Kolonien haben ihr eigenes Budget (wie ihre eigene
mehr oder minder selbständige Verwaltung) und auch ihre besondere Schuld;
so hat z. B. Ostindien ein Ausgabenbudget von 339 Mill. pr. Thlr. und
eine Schuld von 715 Mill., Canada 24 Mill. Thlr. Ausgaben und 145
Mill. Schulden zc.
Aus Kleinem kann das Gewaltige erwachsen, wenn das Kleine den
Keim des Gewaltigen in sich trägt, und die Gunst des Himmels ihm Ge-
deihen schenkt. Zur Zeit Elisabeths, vor dreihundert Jahren, soll England
mit Wales noch nicht ganz 5, und im Jahr 1700 erst 7 Mill. Bewohner
gehabt haben. 1790, also vor dem Kriege mit der Republik Frankreich,
betrug die Bevölkerung desselben Haupttheils von Großbritannien erst 8>,
stieg aber trotz des großen Kampfes bis zum Sturze Napoleons auf beinahe
11 Mill. — in den vereinigten Königreichen zusammen auf 18 Mill. Seit-
dem ist sie in schnellerer Progression gleichen Schritts mit der Produktion
des Bodens, mit Industrie uud Handel so gewachsen, daß man im Jahr
1831 in England schon 13,8, 20 Jahr später 18 Mill. und am Schluß
*) Wenn man gewöhnlich die Ausfuhr geringer angegeben findet, als die Ein-
fuhr, so liegt dies theils daran, daß oft die Wiederausfuhr nicht mitverzeichnet wird,
theils an der Verfchiedeuheit der Taxation des Ausgeführten vom Eingeführten. Die
Einfuhr ist zwar sehr groß — bezieht doch Großbritannien vom Auslände allein für
125 Mill. Thaler an Getreide, meist Weizen! — allein sie steht dennoch an wirklichem
Werth der Ausfuhr bedeutend nach.
**) Seit 1869 hat die Nationalfchuld um 88 Mill. Thlr. abgenommen.
Schacht, Lchrb. d. Geographie L. Aufl. r q