II. Die deutschen Mittelgebirge. 41
Die Kleinstaaten im Weser-Berglande sind:
1. Das Fürstentum Waldeck mit der Hauptstadt Arolsen.
2. Das Fürstentum Lippe mit der Hauptstadt Detmold. Unweit derselben
erhebt sich auf dem Teutoburger Walde das kolossale Hermanns-Denkmal, das zur Er-
innerung an den Sieg des Cheruskerfürsten Arminius über die Römer (9 n. Chr.)
errichtet worden ist. — Ostlich von Detmold ist der vielbesuchte Badeort Pyrmont,
eine waldecksche Exklave.
3. Das Fürstentum Schaumbnrg-Lippe mit Bückeburg.
4. Endlich hat auch das Herzogtum Braunschweig hieran Anteil.
4. Der Harz.
Lage und Natur. Der Harz erhebt sich am Rande des Norddeutschen
Tieflandes inselartig zwischen Leine und Saale als geschlossenes Massengebirge.
Gliederung und Landschaft. Das Volk unterscheidet Oberharz,
Unterharz und Süd harz. Aus dem Plateau des Oberharz erhebt sich die
verwitterte Granitkuppe des sagenreichen Brocken oder Blocksberg mit 1100 m
(höchster Berg des w. Norddeutschland). Der Unterschied in der mittleren Er-
Hebung bewirkt für die beiden erstgenannten Teile eine ungleichartige Natur. Ein
auffallend rauhes Klima hat der Oberharz, dessen Gipfel zahllose Felsentrümmer
bedecken; dagegen ist der Unterharz mit seinen üppigen Talwiesen und seinen
schattenreichen Buchenwäldern das Ziel, dem alljährlich Tausende von Ver-
gnügungsreisenden zupilgern. Als Glanzpartien des Harzes gelten das Engtal der
Bode mit der berühmten Felsenbildung der Roßtrappe, die Baumanns-
und die Hermannshöhle. Auch der Südhang zeichnet sich durch liebliche
Täler aus, dazu gesellen sich bewaldete Porphyrkuppen. Besonders gepriesen wird
hier die Umgebung von Stollberg. Daher sind am Saume des Harzes, zumal
an seinem Nordabhange, zahlreiche Sommerkurorte emporgeblüht, wie Harzburg-
Neustadt, Wernigerode, Blankenburg, Thale am Ausgang des Bode-
tales und Ballen sie dt u. a.
Ähnlichkeit mit dem Thüringer Walde. Richtung und Höhe, Vor-
herrschen alter Gesteinsarten (Schiefer, Grauwacke, Granit) und Plateauform,
Steilabfall nach N. und S. und schluchtenartige Täler hat der Harz mit dem
Thüringer Walde gemein. Beide sind Parallelgebirge wie Wasgenwald und
Schwarzwald. Sie bilden die stehengebliebenen Horste eines Einsenknngsseldes.
Erwerbsquellen und Siedelungen. Annähernd die Hälfte der
Harzbewohner gewinnt ihren Unterhalt durch Arbeit im Walde. Noch größere
Bedeutung aber hat der Bergbau auf Silber, Blei, Kupfer und Eisen. Klaus-
thal mit einer Bergakademie ist dessen Mittelpunkt. Ferner zählen zu den Berg-
städten des Harzes Zellerfeld und das südlich vom Brocken gelegene Andreas-
berg, dessen Bewohner auch die Zucht der Kanarienvögel im großen betreiben.
Waldarbeit und Bergbau spielen im Leben der Harzbevölkerung die größte Rolle.
Politische Einteilung und Siedelungen. Am Harz haben drei
Staaten Anteil:
1. Das Königreich Preußen mit den Provinzen Hannover und
Sachsen. In Hannover: im Oberharz die Bergstädte Klausthal und Zeller-
seld. Am Nordsaume Goslar mit seiner Kaiserpfalz, einst der Lieblingssitz der
fränkischen Kaiser.