Full text: H. A. Daniels Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten

§ 2. Die Gestalt der Erde. 
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unteren zuletzt; umgekehrt, wenn man weggeht, verschwinden die unteren 
zuerst und die oberen zuletzt. 
2) Die Sonne und die übrigen Sterne gehen nicht überall zu gleicher 
Zeit auf: also ist die Erde von Osten nach Westen gekrümmt. Bei einer 
Reise von Norden nach Süden kommen immer andere Gestirne zum Vor¬ 
schein: folglich ist sie auch in der Richtung von Norden nach Süden 
gekrümmt. 
Die Oberfläche der Erde ist aber eine in sich zurücklaufende 
krumme Fläche, denn 
3) wenn man in einer und derselben Richtung (zu Lande und zu 
Wasser) um die Erde fortreist, so kommt man endlich wieder zu dem Aus¬ 
gangspunkte zurück. 
Ja, der Erdkörper hat Kugelgestalt, denn 
4) auf allen bekannten Punkten der Erde ist der wahre Horizont 
kreisförmig. Endlich 
5) bei Mondfinsternissen wirft die Erde immer einen kreisförmig 
umgrenzten Schatten auf den Mond. Einen immer kreisförmigen Schatten 
wirft aber, in welcher Stellung es auch sei, nur eine Kugel. — Auch 
an den übrigen Himmelskörpern (mit alleiniger Ausnahme der Kometen) 
hat man Kugelgestalt wahrgenommen. 
DieErdeistalsoeineKugel. An jeder sich drehenden Kugel 
gibt es zwei einander gegenüber liegende Punkte der Oberfläche, die sich 
nicht mit drehen; sie heißen Pole. So haben wir auch aus der Erde 
zwei Pole, Nordpol und Südpol. Die gedachte gerade Linie, welche 
die Pole verbindet und durch den Mittelpunkt der Kugel geht, heißt die 
Polarachse; sie ist 12712 km lang. 
Diejenige Kreislinie, welche man sich in stets gleicher Entfernung 
von beiden Polen um die Erdkugel gezogen denkt, heißt der Äquator, 
d.i. Gleicher, oder auch bloß Me Linie. Linien, welche zwei Punkte 
des Äquators verbinden und durch den Mittelpunkt der Erdkugel gehen, 
nennt man Äquatorialdurchmesser. Weder diese, noch die Erd¬ 
achsen überhaupt sind untereinander gleich lang (ihre Durchschnittslängc 
kann zu 12 740 km angenommen werden). Denn die Erde hat eine nicht 
ganz regelmäßige Kugelgestalt, sondern ist ein Ellipsoid, gegen den 
Äquator leicht anschwellend, an den Polen ein wenig abgeplattet. Hierbei 
machen die Erhebungen und Vertiefungen an der Erdoberfläche, selbst die 
größten Höhen und Tresen, die doch mitunter sogar 8 km über¬ 
schreiten, bei der ungeheuren Größe des Ganzen so gut wie nichts aus. 
Bei dieser kugelähnlichen Gestalt der Erde darf man sich nicht durch den 
Gedanken bort Unten und Oben irre machen lassen. Alles, was auf 
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