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meinsamen Lebens findet bald bei allen gröfseren Kirchen 
Eingang. 
Die Kanoniker, in einem Hause lebend und von den 
Mönchen nur durch die Erlaubnis eignes Besitzes ge¬ 
schieden, versammelten sich täglich zur Anhörung eines 
Kapitels aas der Bibel oder der Regel, daher sie ‘Kapitel’ 
genannt wurden. Weil ihnen der C hör dienst in der Kirche 
obliegt, heifsen sie auch Chorherren. — Da das gemein¬ 
same Leben aus Stiftungen bestritten wurde, wurden die 
Kirchen, die ein solches Kapitel besafsen, Stiftskirchen 
(ecclesiae collegiatae), bischöfliche Kirchen Hoch Stifter, die 
Kanoniker derselben Stifts- oder Domherren genannt. — 
Das gemeinsame Leben und der gemeinsame Haushalt bei 
den Dom- und Ivollegiatkirchen wurde jedoch im 12. Jh. auf¬ 
gehoben und die Einkünfte des Stiftes nach Ausscheidung 
des bischöflichen Tafelguts unter die Canonici als Prä- 
benden zu gleichen Teilen verteilt. Die Kapitelsherren 
wurden nach und nach der Senat der Bistümer und er¬ 
hielten das Recht, den Bischof zu wählen, das sie ursprüng¬ 
lich mit dem übrigen Klerus und dem Volke teilen sollten, 
sowie die frei werdenden Domherren-Stellen zu besetzen. 
Oft wurde für Aufnahme in das Kapitel Ritterbürtigkeit 
festgesetzt. — Reste dieser Einrichtungen sind die Dom¬ 
kapitel zu Brandenburg, Naumburg, Zeitz u. a. 
768—814 Karl der Grofse, anfangs neben seinem Bruder Karl mann nur 
König von Austrasien, nach dessen Tode aber unter Nicht¬ 
achtung der Rechte von Karlmanns Kindern mit Bewilligung 
der Grofsen Herrscher des Gesamtreiches, dehnt durch glück¬ 
liche Kriege das Reich über Italien, Nordost-Spanien, sowie 
über Deutschland und Ungarn bis zur Eider, Elbe und Saale 
aus, erhebt es zum Kaiser- d. h. Weltreich und ordnet 
seine inneren Verhältnisse mit hohem politischen Sinn1) und 
Kraft, indem er für allgemeine Sicherheit, gute Rechtspflege, 
Schulen, Wissenschaften und Landwirtschaft sorgt. 
772—804 Die Sachsenkriege, unterbrochen durch Züge nach Italien, 
Spanien, Bayern und Ungarn. — Grund: Die ununter¬ 
brochenen Räubereien des einzigen noch heidnischen deutschen 
Stammes an der offenen Ostgrenze. 
Die Sachsen, von der Elbe und Saale bis gegen den 
Rhein hin wohnend, zerfielen in 4 Stämme: Westfalen, 
Engem (Angrivarii)2), Ostfalen und Nor dal bin gier 
(in West-Holstein), von denen jeder seinen eigenen Herzog 
hatte. 
772 Erster Sachsenzug:. Karl erobert die Eresburg (Stadtberge 
a. d. Diemel), stürzt die Irmensäule3) u. dringt bis zur Weser. 
’) Karl hat an staatsmännischem Sinn im Mittelalter nicht seines Gleichen: das römische 
Keich mit seiner geordneten Verwaltung war sein Vorbild. — 3) S. o. S. 3. 
0 Iranslat. S. Alex.: truncum quoque ligni non parvae magnitudinis in altum erectum sub divo colehant 
patria eum lingua Ir min su l appellantes, quod laiine dicitur univ er sali s columna, quasi sustinens omnia.
	        
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