170
§ 77. Australien.
regnet es bisweilen ein Jahr unö darüber nicht. Pflanzen- und Tierwelt
ist, trotz der Ausdehnung durch so viele Breitengrade, an den verschiedensten
Küsten sich gleich, aber höchst eigentümlich. Es gibt da Vögel, welche
Haarsörmtge Federn und kein Flugvermögen haben (Emu oder austra¬
lischer Kasuar); man findet einen Vierfüßler mit Entenschnabel (das
Schnabeltier), weiße Adler und schwarze Schwäne. Die Bäume
(die Eukalypten, vier Fünftel der lichten Waldungen bildend) stehen
in den schattenarmen Wäldern oft weit auseinander, zwischen ihnen statt
des Unterholzes hohes Gras; mit den Jahreszeiten wechselt die Rinde der
Bäume, aber nicht die harten, lederartigen Blätter. Undurchdringliches
Gestrüpp (Scrub [ffröb] genannt) hemmt dagegen anderwärts nicht
selten das Fortkommen. Der größte Vierfüßler ist das abenteuerlich ge¬
staltete große, springende Beuteltier, das Känguruh. Von Raubtieren
ist nur eine wilde Hundeart, der Dingo, vorhanden; Affen, Nagetiere,
Huftiere fehlen ganz.
Erst die Europäer haben seit der dauernden Besiedelung die heimischen
Nutzpflanzen und Tiere, welche dort vorzüglich fortkommen, eingeführt.
Getreide, besonders Weizen, Wein, Obst (besonders auf Tasmanien)
bringen reichen Gewinn; Rinder, und vor allem ungeheure Schafherden
weiden auf den nutzbar gemachten Steppen, so daß Australiens Wolle den
ersten Platz auf dem Weltmärkte innehat; die verwilderten Kaninchen und
zahllosen Sperlinge richten zum Teil großen Schaden an.
Der Reichtum der Gebirge an der Ostküste und in Tasmanien gibt
eine gute Ausbeute an Metallen, besonders Gold, Kupfer und Steinkohle.
Die Urbewohner find die A u ft r a I n e g e r (heute noch besonders
in Queensland, Weftaustralien und dem Nordterritorium), dunkelbraun,
mit rauhem, schwarzem, büscheligem Haar und breiter, eingedrückter Nase;
sie stehen auf der untersten Stufe der Gesittung und leben in Horden oder
auch nur in Familien zerstreut ohne staatlichen Zusammenhang; ohne Acker¬
bau und Viehzucht, da sie weder Nutzgewächse noch Nutztiere besaßen,
fristeten sie seit unvordenklichen Zeiten in steter Furcht vor dem Teufel
und dem Tobe das elendeste Dasein; ihre Zahl beträgt heute etwa noch
200 000.
Von Europäern entdeckten zuerst die Niederländer von ihren ost-
indischen Besitzungen aus unter dem kühnen Seefahrer Abel Tastnan
(1642) bas Festland, nachbent ber portugiesische Welmmsegler Magellan
(1521) zuerst einige australische Inseln gesehen hatte. Hernach kümmerte
man sich lange Zeit nicht um bas Land. Erft 1770 besuchte Cook bie
Ostküste, nahm sie unter bem Namen Neu-Süb wales (uMss für bie
englische Krone in Besitz unb schlug eine Bai, bie er 33 o t ant) b at |bötäni