Full text: H. A. Daniels Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten

76 
Mit vieler Mühe gelang es endlich, ihm ein Tau um den Hals zu 
schlingen. Unsere Kräfte reichten kaum aus, es in das Boot zu hissen. 
Der Oberfischer bohrte ihm sein Taschenmesser ins Herz. Ein dicker 
Blutstrahl, wie beim Schlachten eines Ochsen, schoß aus der Wunde 
hervor. Im Todeskampfe schlug der Hai mit seinem Schwanz eine 
Ruderbank in die Höhe, die schwirrend in die Luft wirbelte und abseits 
in das Wasser fiel. Als wir ihn ani Lande aufschnitten, fanden wir 
in seinem Magen einen halbverdauten jungen Delphin, der etwa die 
Dicke eines Mannesschenkels hatte. Er war in drei Stücke zerbissen. 
Die Bißflächen sahen aus, als seien sie mit einem Messer geschnitten. 
Ich fing au, einige Geschichten von Haien zu glauben, die mir früher 
unwahrscheinlich deuchten. 
J8. Harmosan. 
August Graf von Platen. 
Gedichte. Herausgegeben von Karl Christian Redlich. Berlin. O. J. 8. 9. 
[Zuerst in : Musenalmanach für das Jahr 1832. Herausgegeben von 
Amadeus Wendt. Leipzig. S. 57.] 
1. Schon war gesunken in den Staub der Sassanidenft alter Thron, 
cs plündert Mosleminenhandft das schützereiche Ktesiphonft; 
schon langt am Oxusft Omarft an, nach manchem durchgekämpften Tag, 
wo Chosrusft Enkel Jesdegerd aus Leichen eine Leiche lag?) 
2. Und als die Beute mustern ging Medinas Fürst auf weitem Plan, 
ward ein Satrap«) vor ihn geführt, er hieß mit Namen Harmosan, 
der letzte, der im Hochgebirg dem kühnen Feind sich widersetzt'; 
doch ach, die sonst so tapfre Hand trug eine schwere Kette jetzt! 
3. Und Omar blickt ihn finster an und spricht: „Erkennst du nun, 
wie sehr 
vergeblich ist vor unserm Gott der Götzendiener Gegenwehr?" 
Und Harmosan erwidert ihm: „In deinen Händen ist die Macht; 
wer einem Sieger widerspricht, der widerspricht mit Unbedacht 
4. Nur eine Bitte wag' ich noch, abwägend dein Geschick und meins: 
Drei Tage focht ich ohne Trunk, laß reichen einen Becher Weins!" 
Und auf des Feldherrn leisen Wink steht ihm sogleich ein Trunk bereit; 
doch Harmosan befürchtet Gift und zaudert eine kleine Zeit. 
ft Die Sassaniden, die regierenden Häupter aus der Magier¬ 
familie Sassan, unter deren letztem Jesdegerd III. (632—36), welcher 649 
umkam, das mittlere persische Reich unterging. — ft Die Moslemin, die 
Anhänger des Islam. — ft Ktesiphon oder Madain am Tigris, die 
Hauptstadt des mittelpersischen Reiches. — ft Oxus, jetzt Amu-Darja, ein 
Fluß, der in den Aralsee mündet. — ft Omar, Fürst von Medina, der 
dritte Kalif nach Mohammed. — ft Chosru I. (531—79), ein kraftvoller, 
aber gewaltthätiger Herrscher aus dem Hause der Sassaniden. — ft Jesde¬ 
gerd'wurde in zwei Schlachten von Omar besiegt und 651 getötet. —- 
ft Satrap, Statthalter einer Provinz (hier von Ahwaz und Susa).
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.