Full text: H. A. Daniels Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten

§ 33. Die Menschenrassen. 
auch nur die Not sie dazu gebracht hat. In der fruchtbaren Urheimat seines 
Geschlechts lernte der Mensch jedenfalls schon sehr früh den Nutzen der 
Getreidegräser seltnen und begann, natürlich in allereinfachster Form, ihren 
Anbau. Bei der allmählichen Ausbreitung der Menschheit nun, die mehr 
ein äußerst langsames Schieben als ein Wandern war, wurden die äußersten 
Stämme schließlich in uufruchtbare Steppen gedrängt, wo sie, um nicht 
zu verhungern, auf die Zucht ihrer Haustiere angewiesen waren. Gingen 
ihnen aber auch diese verloren, so blieb ihnen als Lebensunterhalt nichts 
als Jagd oder an den Küsten Fischfang. Wie konnte bei der großen 
Getrenntheit der Weideplätze und der noch größeren der Jagdgrüude die 
Gesittung sich heben? So bezeichnet Nomadentmn und noch mehr Jäger¬ 
leben nicht eine V o r st u f e des Ackerbaus, sondern einen Rückschritt 
von demselben. Heute schätzt man die Zahl der von ihren Herden leben¬ 
den Nomaden auf etwa 70 Mill., die Zahl der Jäger und Fischer aus 
höchstens 10 Mill. 
Man könnte sich denken, daß diese Unterschiede der Lebensart einst 
bis zu einem gewissen Grade wieder ausgeglichen werden könnten; bei 
einem andern, der in der Körperbildung ruht, ist eine solche Aus¬ 
gleichung schwerer zu denken. Hiermit ist nicht der Unterschied in der 
Größe gemeint, obwohl er ansehnlich genug ist; denn die geringste Größe, 
vertreten durch die Zwergvölker Jnnerufrikas und die Buschmänner in 
Südafrika, beträgt iy3 m, während einige Negerstämme Mittelafrikas und 
die Patagonier im südlichen Teile des amerikanischen Festlandes eine 
Größe von 2 m und darüber zeigen. Vielmehr sind gemeint die Unter¬ 
schiede in der Hautfarbe, in der Haarbeschaffenheit, vor¬ 
nehmlich aber in der Schädel- und G e s i ch t s f o r m. Man unter¬ 
scheidet (nach Blumeubach) danach fünf Menschenrassen: 
1) Die kau f a s i s chx oder mi tt e l län d is ch e R a s s e, in Europa, 
Südwestasien und Nordafrika, 790 Mill. Sie ist die wohlgebildetste und 
tritt in der Weltgeschichte am bedeutendsten hervor, hat sich jetzt auch durch 
Auswanderung über die ganze Erde verbreitet. Das Haar ist bei ihr 
häufiger als bei allen übrigen Rassen hellfarbig. 
Man unterscheidet 3 Hauptstämme: 
a) Jndogermanen: in SW.-Asien (Inder, Perser, Armenier) und 
in Europa (Germanen, Romanen, Slawen). 
b) Semiten: Araber, Syrer, Juden. 
c) Hamiten: Berber, Ägypter, Nubier. 
2) Die mongolische oder gelbe Rasse. Sie hat die Polar¬ 
länder, den Osten und die Mitte von Asien inne; das große chinesische 
Reich ist ausschließlich von ihr bewohnt; in Europa gehören zu ihr die
	        
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