Austral - Continent. 167
1) Der Austral-Continent wird noch öfter Neu-Holland
genannt. Holländer waren es nämlich, welche in der ersten Hälfte des
17. Jahrhunderts viele Küstenstriche aufnahmen und benannten. Her-
nach bekümmerte man sich lange Zeit nicht um das Land. Erst 1770
besuchte Cook die Ostküste, nahm sie unter dem Namen Neu-Süd-
Wales [uäfyle] für die englische Krone in Besitz und schlug eine Bai,
die er Bot an y-Bai genannt, zur Anlegung einer Verbrechercolonie
vor. Diese ward auch 1788, doch etwas nördlich von der Botany-Bai,
am Port Jackson [dschäcks'n], angelegt Die Colonie blühte auf;
man fing an, auch Strcifzüge in das Innere zu unternehmen und
überstieg die nächste Bergebene, die Blauen Berge, etwa 1000""
<3000') hoch (1814). Immer eifriger suchte man nun das Innere zu
erforschen. In den letzten Jahrzehnten haben kühne Querzüge durch
das Binnenland stattgefunden. Zu wiederholten Malen ist jetzt der
Austral-Continent, meist von Süd-Australien aus zum Carpentaria-
Golf, glücklich durchzogen.
Einförmigkeit ist der Charakter Australiens. Es fehlt nicht völlig
an Gliederung, aber doch sind die Küsten arm an Baien und Buchten.
Im Innern herrscht das Flachland vor und öfters läßt seine Muschel-
bedeckung auf einen zurückgetretenen Meeresgrund schließen. Die höhe-
ren Bergländer liegen vorzugsweise an den Küsten. Der Zug der
Australischen Alpen ist der bedeutendste. Sie haben Gipfel von
2300™ (7000'). Wüste und besserer, mit Gras bedeckter Boden wech-
seln ab; das Land ist mehr zur Viehzucht (Schafe) als zu ansässigem
Colonistenleben geeignet. Die trägen Flüsse entspinnen sich meist aus
Teichen und Sümpfen, arten auch hernach leicht wieder iu die Seen-
und Sumpfbildung aus, haben ein veränderliches Bett und oft eine
durch Sandbänke verstopfte Mündung. Der größte Fluß ist der Mur-
ray [mömfy] im Süden, auf den Australischen Alpen entspringend
und von Norden her das weitverzweigte System des Darling auf-
nehmend. Wasser- und Regenmangel machen fast das ganze Innere
der Cultur, wie es scheint, unzugänglich. Da regnet es zuweilen ein
Jahr und darüber nicht. Pflanzen- und Thierwelt ist, trotz der Aus-
dehnuug durch so viele Breitengrade, an den verschiedensten Küsten sich
gleich — es giebt Gegenden, wo nur Ein Baum, Eine Pflanze, Eine
Thierart vorkommt — aber höchst eigentümlich. Doch ist Australien
' nicht in so hohem Grade „der Sonderling unter den Erdtheilen," als
frühere Schilderungen dies glauben machen. Zwar giebt es da Vögel,
welche haarsörmige Federn und keine Flügel haben (Neuholländischer
Kasuar); man findet einen Vierfüßler mit Entenschnabel (das Schna-
belthier), weiße Adler und schwarze Schwäne. Die Bäume (die
Eukalypten, vier Fünftel der lichten Waldungen, schwitzen Manna
aus) stehen in den schattenarmen Wäldern oft weit aus einander, zwischen
ihnen statt des Unterholzes hohes Gras; mit den Jahreszeiten wechselt
die Rinde der Bäume, aber nicht die harten, lederartigen Blätter.
Undurchdringliches Dornengestrüpp hemmt dagegen anderwärts nicht
selten die Erforschung des Terrains. Der größte Vierfüßler ist das
abenteuerlich gestaltete große, springende Beutelthier, das Känguruh.
Man sucht mehr und mehr europäische Thiere zu acclimatisiren. Mit
dem Lachse und dem Raupeuvertilger Sperling ist das schon gelungen.
Die Zahl der Eingeborenen (stehe S. 166) oder „Schwarzen" ver-
ringert sich immer mehr.