fullscreen: Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen

53 — 
Italiens. Gern benutzte er daher einen ihm gebotenen Anlaß, 
um sich in die Verhältnisse Italiens einzumischen. Besonders 
lag ihm daran, mit dem Papsttum in Verbindung zu treten, 
weil.er die Kirche als Stütze seiner Herrschaft bedurfte. 
Adelheid, die Witwe des im Jahre 950 verstorbenen Königs 
Lothar von Italien, wurde von dem neuen König Berengar in 
unwürdiger Weise behandelt und lenkte durch ihre Schicksale die 
Augen des ganzen Abendlandes aus sich. Da entschloß sich Otto, 
mit einem Heere über die Alpen zu ziehen und die Königin aus 
der Gewalt Berengars zu befreien. Für den deutschen König gab 
es noch einen anderen Grund, Berengar zu bekämpfen. Dieser 
hatte, ehe er König wurde, während seines Aufenthaltes am 
deutschen Hof Otto als seinen Lehnsherrn anerkannt; nachdem 
Berengar aber König von Italien geworden war, ließ er seine 
Verpflichtungen außer acht. Otto rückte über den Brenner und 
besetzte Pavia ohne Schwertstreich. Hier vermählte er sich mit 
Adelheid und nahm den Titel eines Königs der Langobarden 
an (951). Wenige Monate später kehrte er nach Deutschland 
zurück. Berengar erhielt das Königreich Italien als deutsches 
Lehen. 
§ 57. Ottos Kaiserkröriurig. 
Die nächste Veranlassung, die Otto im Sommer 961 zum 
zweitenmal über den Brenner führte, war die Untreue Berengars, 
der sich bald wieder empört hatte. Er wurde unterworfen und 
nach Bamberg als Verbannter in das Kloster geschickt. Am 
31. Januar 962 zog Otto in Rom ein, nicht als Eroberer, sondern 962. 
als der gerufene und berufene Schirmherr, und er empfing hier 
am 2. Februar mit feiner Gemahlin Adelheid aus den Händen 
des Papstes die Kaiserkrone. Seitdem wurde es Grundsatz, daß 
nur die deutschen Könige die römische Kaiserkrone tragen durften; 
es entstand das römische Reich deutscher Nation. Als 
römischer Kaiser galt der deutsche König für den Schutzherrn der 
Christenheit, für den ersten Herrscher des Abendlandes. Auch das 
Papsttum war ihm untertan. Als der damalige Papst von 
ihm abfiel, ließ Otto ihn absetzen, einen andern Papst wählen 
und die Römer schwören, nie einen Papst ohne seine Einwilligung 
zu erheben. Aber die Notwendigkeit, ihre Macht über Italien 
zu behaupten, hat die deutschen Könige später nur zu oft über 
die Alpen gerufen; viel deutsches Blut ist auf italienischem Boden 
geflossen, und je öfter die Könige in der Ferne weilten, desto 
ungehinderter konnte sich die Macht der großen Vasallen in 
Deutschland entwickeln. Otto dem Großen gegenüber regte sich 
indessen kein Widerstand, obwohl er den größten Teil seiner
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.