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Italiens. Gern benutzte er daher einen ihm gebotenen Anlaß,
um sich in die Verhältnisse Italiens einzumischen. Besonders
lag ihm daran, mit dem Papsttum in Verbindung zu treten,
weil.er die Kirche als Stütze seiner Herrschaft bedurfte.
Adelheid, die Witwe des im Jahre 950 verstorbenen Königs
Lothar von Italien, wurde von dem neuen König Berengar in
unwürdiger Weise behandelt und lenkte durch ihre Schicksale die
Augen des ganzen Abendlandes aus sich. Da entschloß sich Otto,
mit einem Heere über die Alpen zu ziehen und die Königin aus
der Gewalt Berengars zu befreien. Für den deutschen König gab
es noch einen anderen Grund, Berengar zu bekämpfen. Dieser
hatte, ehe er König wurde, während seines Aufenthaltes am
deutschen Hof Otto als seinen Lehnsherrn anerkannt; nachdem
Berengar aber König von Italien geworden war, ließ er seine
Verpflichtungen außer acht. Otto rückte über den Brenner und
besetzte Pavia ohne Schwertstreich. Hier vermählte er sich mit
Adelheid und nahm den Titel eines Königs der Langobarden
an (951). Wenige Monate später kehrte er nach Deutschland
zurück. Berengar erhielt das Königreich Italien als deutsches
Lehen.
§ 57. Ottos Kaiserkröriurig.
Die nächste Veranlassung, die Otto im Sommer 961 zum
zweitenmal über den Brenner führte, war die Untreue Berengars,
der sich bald wieder empört hatte. Er wurde unterworfen und
nach Bamberg als Verbannter in das Kloster geschickt. Am
31. Januar 962 zog Otto in Rom ein, nicht als Eroberer, sondern 962.
als der gerufene und berufene Schirmherr, und er empfing hier
am 2. Februar mit feiner Gemahlin Adelheid aus den Händen
des Papstes die Kaiserkrone. Seitdem wurde es Grundsatz, daß
nur die deutschen Könige die römische Kaiserkrone tragen durften;
es entstand das römische Reich deutscher Nation. Als
römischer Kaiser galt der deutsche König für den Schutzherrn der
Christenheit, für den ersten Herrscher des Abendlandes. Auch das
Papsttum war ihm untertan. Als der damalige Papst von
ihm abfiel, ließ Otto ihn absetzen, einen andern Papst wählen
und die Römer schwören, nie einen Papst ohne seine Einwilligung
zu erheben. Aber die Notwendigkeit, ihre Macht über Italien
zu behaupten, hat die deutschen Könige später nur zu oft über
die Alpen gerufen; viel deutsches Blut ist auf italienischem Boden
geflossen, und je öfter die Könige in der Ferne weilten, desto
ungehinderter konnte sich die Macht der großen Vasallen in
Deutschland entwickeln. Otto dem Großen gegenüber regte sich
indessen kein Widerstand, obwohl er den größten Teil seiner