Full text: Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten

Die Italienischen Inseln. 233 
des MeereS Plan voll grüner Eiland' und die Fabelauen Siciliens und 
Stromboli's Vulcan. beglänzt von Phöbus erstem Strahl zu schauen." 
— Nicht weit von der Südspitze, an einem Vorsprunge, lag die alte 
Hauptstadt Siciliens, das von den Griechen dorischen Stammes ange- 
legte Syraküs. Sie hatte vielleicht über 1 Mill. E. und wagte den 
Kampf mit Carthago, Alhcn (im peloponnesischen Kriege) und Rom 
(Belagerung durch Marcellus; Archimedes). Von seinen fünf blühen- 
den Stadttheilen nimmt das heutige, etwas befestigte, weinreiche Sira- 
gosa, 20,000 E., nur einen, die kleine Insel, ein. Der Hafen ist 
versandet. Die Ufer sind mit Trümmern vergangener Herrlichkeit 
bedeckt; man zeigt dem Fremden besonders die grausen Steinbrüche 
und Steinklüste, in welche die Syracusaner Kriegsgefangene und Misse- 
thäter einzusperren pflegten. (Das Ohr des Dionys.) Kriege, Erd- 
beben und die alles umgestaltende Zeit haben diese Aendernngen her- 
vorgebracht. Südlich von Siragosa ist die einzige Stelle, wo in 
Europa die ägyptische Papyrusstaude (Cyperus Papyrus) vorkommt. 
Platen's Grab. 
e) Ungefähr in der Mitte der Südwestküste mündet einer der 
größten Flüsse, jetzt Salso, einst Himera genannt. Noch weiter 
nach NW. liegt Girgenti [t>schirdschenli], 20,000 E., als Agrigen- 
tum, griechisch Akragas, einst Siciliens zweite Stadt mit 200.000 E. 
Viele prächtige Ruinen. In der Nähe die bedeutendsten Schwefelgruben 
und der merkwürdige 276™ (850') hohe Schlammvnlcan Macalnba, 
der lehmigen Schlamm auswirft. Noch weiter gegen die Westspitze hin 
die Stelle des alten Sellnns. 
ä) Im Innern der Insel lagen im Alterthume keine bedeutenden 
Or!e. Die Ebenen um Enna — ziemlich in der Mitte — waren als 
anmuthige, blumenreiche Flureu berühmt; hier sollte Pluto die Proser- 
piua geraubt haben. Jetzt liegen im Innern einige bedeutendere Orte, 
wie Callanisetta, Calatagirone ^kalatadschirone^ u. a. — Auf 
der ganzen Insel giebt es unter den sehr zahlreichen Städlen nur sieben 
über 20,000 E.; Palermo, Messina und Cat ania sind nach 
Neapel bei weitem die größten im Gebiet des früheren Königreichs 
Beider Sicilien. 
2) Von der Süd spitze Siciliens südwestlich, 10 M. in 
das Meer, liegen drei Inseln: Gozzo [gobdfo], Connno und 
Malta, die größte, 5 dM. Verwitterte, mergelartige Kalk¬ 
steinfelsen, in denen sich eine Menge Grotten und Höhlen 
finden, bilden dieser Eilande nackte Oberfläche; die Ufer meist 
Steilküsten. Ob das Melite der Apostelgeschichte (Cap. 28) 
Malta? Wechselnd ein Besitz der Phönicier, Carthager, 
Römer und Araber, ward Malta endlich mit Sicilien ver- 
bnnden, aber 1530 von Karl V. (S. 189) dem Orden 
der Johanniter geschenkt, die eben damals aus ihrem 
stühern Besitz verdrängt waren (S. 70). Diese, von nun 
an auch wohl Malteser genannt, durch ihr Gelübde zu 
beständigem Kampf mit den Ungläubigen verpflichtet, schufen
	        
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