Continentale Gewässer. 33
Erscheinungen des Süßwassers in der Landmasse vor.
Es giebt nun zunächst auf dem Landboden unzählige Stellen,
sowohl in der Ebene, als besonders häufig im Gebirge, wo
Süßwasser aus dem Boden quillt. Das sind Quellen. Sie
sind unter einander gewaltig verschieden. Aus manchen sickert
nur eine geringe Menge Wassers; bei andern ist der Wasser-
strahl so stark, daß er Mühlen treiben kann. Einige (und bei
weitem die meisten) fließen beständig, die anderen nur zu
nassen Zeiten oder in bestimmten Zwischenräumen (Hunger-
quellen, periodische Quellen). Die ungeheure Mehrzahl
führt (meist gelöst, daher unsichtbar) nur geringe Mengen der
erdigen, besonders kalkigen, Stoffe mit sich, wie der Boden sie
darbot; einzelne enthalten aber besonders viel mineralische Be-
standtheile (Mineralquellen, weun sie kochend oder doch
sehr heiß sind: Thermen, wenn sie hauptsächlich Kochsalz füh-
ren: Sool- oder Salzquellen; solche Quellen oft als
Heilquellen benutzt). Quellen, welche menschliche Kunst durch
oft sehr tief gehende Bohrlöcher zu Tage gefördert hat, heißen
artesische Brunnen (in der französischen Landschaft Artois
zuerst angelegt). Nach der schon früher erwähnten Eigenthüm-
lichkeit des Wassers, immer die tiefsten Stellen der Erdrinde
zu suchen, kann nun alles hervorquellende Wasser nicht eher
ruhen, als bis es die größte Tiefe, das Meer, gefunden hat.
Natürlich trifft es auf diesem Wege vielfach zusammen. Ver-
schiedene Quellen bilden den Bach, mehrere Bäche den Fluß,
mehrere Flüsse den Strom oder Hauptfluß. Die Zusammen-
fassung eines Hauptflusses und aller mittelbar oder uumittel-
bar iu ihn sich ergießenden Gewässer nennt man Stromsystem
oder Flußsystem. Die Stelle, wo ein Gewässer mit einem
größeren zusammenfließt oder sich in einen Landsee oder in das
Meer ergießt, nennt man Mündung. Aber in Steppen und
Wüsten giebt es auch Bäche und Flüsse, die sich durch den Sand
nicht durchschlagen können und versiegen (Steppenflüsse).
Flüsse von mittlerer und geringerer Größe, die unmittelbar in die
See gehen, also zu keinem großen Stromsystem gebören, heißen
Küstenflüsse.
§ 26.
Die Flüsse und deren Lauf.
Die fließende Linie, welche ein Gewässer von der Quelle
bis zur Mündung bildet, heißt sein Lauf, und man unter-
Daniel's Lehrb. d. Geogr. 1873. Z