Full text: Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten

38 Erstes Buch. 
Atmosphäre ihm zufließen muß, dessen Quellen, Bäche u. s. w. 
ihm gleichsam tributpflichtig sind. Die Grenzen dieses seines 
Gebiets bilden gegen andere Bache und Flüsse die sogenannten 
Wasserscheiden, d.h. Stellen, über die hinweg kein Wasser 
fließt, sondern von wo aus es nach verschiedenen Seiten hin 
abströmt. Solche Wasserscheiden werden nun keineswegs bloß 
durch Berge und Hügel gebildet, sondern oft durch ganz nnbe- 
deutende Schwellungen des Flachlandes; ja es giebt einzelne 
Fälle, in denen entgegengesetzte Stromgebiete durch natürliche 
Wasserrinnen (die also die Wasserscheide schneiden) in Verbin- 
dnng stehen (Gabelungen oder Bifurcationen). Das 
großartigste Beispiel der Art kommt bei dem Orinoco und 
Maraüon, zwei Riesenströmen Süd-Amerika's, vor. Künst- 
liche Wasserrinnen der Art, von Menschenhand gebaut, nennt 
man Canäle. Die Wasserscheide, die sie durchschneiden, ist 
immer die schwierigste Stelle. Man hilft sich dann mit 
Schleusen. 
§ 30. 
Die Welt der Pflanzen. 
So wunderschön Gottes Erde schon durch den mannig- 
fachen Wechsel von Land und Meer, Gebirg und Thal, durch 
stolze Bergesgipfel und rauschende Ströme sein mag; — was 
wäre sie, wenn ihr das Leben fehlte, d. h. wenn nicht 
belebte Geschöpfe sie erfüllten! Am meisten bestimmen 
neben den Erhebungsformen des Landes und den Gewässern 
die Gewächse den Eindruck, welchen eine Landschaft auf uns 
macht. Sie sind Gegenstand der Pflanzenkunde oder 
Botanik. Hier liegt es uns nur ob, über die Verbreitung 
der Pflanzen, die gleichsam das Kleid des Erdbodens bilden, 
etwas zu sagen. Es läßt sich denken, daß die 200,000 Pflan- 
zenarten, welche es etwa geben mag, nicht über alle Gegenden 
eintönig gleich verstreut sind. Nein! die reichste und bunteste 
Mannigfaltigkeit findet auch hier Statt. Den größten Einfluß 
hat auf die Pflanzenwelt eines Landstrichs oder, wie man sich 
ausdrückt, auf seine Flora die geographische Breite 
desselben. Je weiter gegen die Pole hin, desto _ ärmer an 
Arten wird die Flora, desto zwerghafter werden die Pflanzen, 
desto unscheinbarer die Blumen, zuletzt herrschen die blüthen- 
losen Gewächse oder Kryptogamen aus den Klassen der
	        
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