§ U8. Die Bevölkerung des Deutschen Reiches u. der Nachbarstaaten. 129
Teil des Landes entwaldet und dem Acker- und Wiesenbau gewonnen.
Doch ist man dabei nicht so weit gegangen, wie vielfach in Süd¬
europa, und hat namentlich in den Gebirgen die hier zur Sammlung
des Quellwassers so notwendigen Wälder geschont. Wirklich waldarm
sind nur die Niederlande und einige Plateauflächen, wie der Jura und
die Eifel.
Unter den deutschen Waldbünmen nimmt die Kiefer die erste Stelle ein. Sie
wiegt im 0. durchaus vor und ist auch sonst in sandigen Gegenden weit verbreitet.
Von den Nadelbäumen kommt an zweiter Stelle die Fichte, der Hauptbaum der
höheren Gebirge; die Edeltanne dagegen ist auf Süddeutschland beschränkt. Unter
den Laubbäumen ist die verbreitetste die Rotbuche. Ganz fehlt sie in keinem
Gebiet, mit Ausnahme von Ostpreußen, wo sie durch die sonst nur vereinzelt
auftretende Hainbuche ersetzt wird. An zweiter Stelle stehen die Eichenarten; größere
Eichenwaldungen sind im nördlichen Deutschland häufiger als im südlichen. Die
Erle, Esche, Rüster, der Feld- und Spitzahorn setzen nebst verschiedenen Weidenarten
und einigen Sträuchern die sogenannten Auwälder in den feuchten Niederungen der
deutschen Flüsse zusammen. Die Birke, der Bergahorn und die Eberesche sind zwar
überall verbreitet, gehen auch im Gebirge bis in die Fichtenregion hinauf, bilden
aber nirgends größere zusammenhängende Bestünde. Die Linde tritt als Wald¬
baum nur im äußersten Osten auf.
Von Obstarten kommen Pflaume, Kirsche, Apfel, Birue uud Walnuß in ganz
Mitteleuropa fort, dazu in Mittel- und Süddeutschland Pfirsich und Aprikose.
Die eßbare Kastanie ist auf Süddeutschland beschränkt; sie erreicht ihre Nordgrenze
an den Südabhängen des Tauuus; an den Hängen der oberrheinischen Gebirge
tritt sie zuweilen in kleinen Beständen noch waldbildend auf. Der Weinbau geht
in Deutschland weiter hinauf nach N., als irgend sonst in Europa, am weitesten
im Odergebiet, wo er den 52? nördl. Breite erreicht, während im mittleren und
westlichen Deutschland seine Nordgrenze schon 1—1> Grad südlicher liegt.
Von den Getreidearten gedeihen Weizen, Roggen, Gerste, Hafer in ganz,
Mitteleuropa. Im 8. wiegt Weizen, im N. Roggenbau vor. Eine große wirt¬
schaftliche Bedeutung hat neben ihnen überall die Kartoffel. Viel gebaut werden
ferner Raps (Olfaat), Haus und Flachs. In Süddeutschland spielt außerdem ber
Tabak- unb Hopfenbau, in ben Provinzen Schlesien, Sachsen, Hannover unb in
Braunschweig ber ber Zuckerrübe eine wichtige Rolle.
Die Tierwelt bietet wenig Eigenartiges bar. Die größeren Raubtiere finb
längst völlig ausgerottet. Nur ber Wolf kommt aus Rufelanb vereinzelt in bie
östlichen Provinzen herüber, ebenso aus ben Argonnen nach Lothringen. Auch bie
Wilbfatze tritt nur noch vereinzelt in einigen Gebirgen auf. Häufig finb bagegen
noch ber Fuchs uud die verschiedenen Marderarten. An Wild ist Mitteleuropa
noch reicher als der Süden und Westen des Erbteils. Auf ben äußersten Osten
Ostpreußens beschränkt ist bas einst über ganz Deutschlanb verbreitete Elentier.
. N.ub bte Flüsse unb Seen Mitteleuropas meist noch reich. Besonbers
wichtig für bte Fischerei finb ber Stör in ber Elbe unb ber Lachs in fast allen in
die Norbsee münbenben Flüsseny
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§ 118. Die Bevölkerung des Deutschen Reiches und der
. Nachbarstaaten. Politische Übersicht des Deutschen Reiches.
Mitteleuropa ist im wesentlichen ein germanisches
Land. Im Deutschen Reiche bilden die Nichtdeutschen eine ver¬
schwindende Minderheit. Am zahlreichsten sind noch die Polen ver¬
treten, welche in der Provinz Posen die Mehrheit der Bevölkeruna
bilden und auch m den Provinzen Oft- und Westpreußen und Schlesien
noch ziemlich verbreitet sind. Dazu kommen die ebenfalls slavischen
Langenbeck, Leitfaden für Realanstalten. II. 4. Aufl. 9