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Fünfter Kursus.
§ 119. Der Deutsche Jura und die Schwäbisch-Fränkischen
Stufenlandschaften.
Der Deutsche Iura behält zunächst die Richtung des Schweizer
Jura bei; weiterhin verläuft er bogenförmig nach N. Er ist ein aus¬
geprägtes Plateaugebirge mit sanfter Neigung gegen 8. und 0., Steil¬
abfall nach N. und W. In seiner ganzen Ausdehnung wird er von
den gleichen Gesteinsschichten aufgebaut, nämlich von Gesteinen der
nach ihm benannten Jura-Formation, und zwar vorzugsweise Kalk
und Dolomit. Er zerfällt in zwei Abschnitte, den Schwäbischen
und Fränkischen Jura, zwischen denen der Ri es kesse l und die
Wörnitz eine scharfe natürliche Grenze bilden.
Der Schwäbische Iura ist in seinem südlichsten Teil innig mit
dem Schwarzwald verwachsen. Erst nördlich des engen Durchbruch¬
tals der Donau hebt er sich von diesem schärfer ab. Hier seine
höchste Erhebung, der Hohenberg, 1010 m. Weiter nördlich führt
er den Namen Rauhe Alb. Dieselbe ist im Durchschnitt nur
500 m hoch und senkt sich zur Donau so sanft, daß sie von hier aus
gar nicht als Gebirge erscheint. Dagegen fällt sie zum Neckar sehr
steil ab- Tiefe Täler schneiden in den Steilrand ein, und eine Reihe
einzelner schroffer Berge sind demselben vorgelagert.
Die Hochfläche der Rauhen Alb ist wasserarm, steinig und unfruchtbar, daher
dünn bevölkert und ohne größere Ortschaften. Zwar fehlt es ihr nicht an Nieder¬
schlagen, aber das Wasser sickert rasch in den porösen Kalkstein ein und tritt erst
in der Tiefe in starken Quellen wieder hervor. Die von der Alb dem..Neckar zu¬
fließenden Gewässer sind daher sehr wasserreich. Auch an brauchbaren Übergängen
über das Gebirge fehlt es fast ganz. Der -wichtigste ist die Geislinger Steige,
welche von Ulm zum Neckartal führt. Sie wird fetzt von einer Eisenbahn
überschritten, die nach 8. weiter zum Bodensee geht und so die Hptst. Württem¬
bergs mit dem südlichen Teil des Königreichs verbindet. Das Ries ist eine sehr
fruchtbare Ebene, ein alter Seeboden, der erst trocken gelegt wurde, nachdem die
Wörnitz sich zur Donau durchgenagt hatte. Bei der Paßarmut des Jura ist diese
tiefe Senke von besonderer Bedeutung für den Verkehr. Durch sie führte im
Mittelalter die Handelsstraße zwischen Augsburg und Nürnberg, letzt eine wichtige
Eisenbahnlinie. Hierauf beruht die Bedeutung der alten freien Reichsstadt
Nördüngen (Reg.-Bez. Schwaben). Auch militärisch ist der Übergang von
Wichtigkeit; daher in der Nähe zahlreiche Schlachtfelder (Nördlingen 1634, Hoch¬
stedt 1704).
Nordöstlich von Ries und Wörnitz beginnt der Fränkische Iura,
der im Bogen nach N. zum Main verläuft. Er gleicht im Charakter
durchaus dem Schwäbischen Jura.
An Übergängen ist der Fränkische Jura noch ärmer als der Schwäbische.
Daher bildet er seit alters her die Grenze zwischen dem Bayrischen und Fränkrschen
Stamm.
Die Altmühl bricht in zweimal rechtwinkelig gebrochenem und
vielfach gewundenem Lauf durch den Fränkischen Jura zur Donau durch.
Da sie in ihrem Unterlauf schiffbar ist, konnte sie zur Verbindung des Donau-
und Rheingebietes mittelst des zur Rednitz führenden Ludwigkanals benutzt
werden.