Full text: Lehrstoff der mittleren und oberen Klassen (Teil 2)

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vierter Kursus. 
Das Meerwasser unterscheidet sich von dem Regenmasser dadurch, 
daß es eine Anzahl fester Stoffe (Salze) gelöst enthält. In den 
größten Mengen ist Kochsalz vorhanden, das dem Meerwasser den 
salzigen Geschmack gibt. Daneben sind Bittersalz, Gips und kohlen¬ 
saurer Kalk die wichtigsten. Die Farbe des reinen Meerwassers ist 
blau, und zwar um so dunkler, je salzhaltiger dasselbe ist. Die Hier 
und da beobachtete abweichende Färbung (grünlich, weißlich, rötlich) 
rührt von lebenden Organismen oder deren Zersetzungsprodukten her. 
Die Oberfläche des Meeres erscheint selten ganz glatt, zeigt viel¬ 
mehr eine auf- und absteigende, wellenförmige Bewegung. 
Hervorgebracht werden die Wellenbewegungen im allgemeinen durch den 
Wind, in einzelnen Fällen durch Erdbeben und unterseeische Vulkanausbruche. 
Die Höhe der Meereswellen kann bei stürmischem Wetter bis zn 10 m betragen. 
An Steilküsten brechen sich die Wellen und zernagen durch ihren Anprall die Felsen. 
Art Flachküsten rollen sich die Wellen, sich dabei überstürzend, allmählich auf. 
Eine andere Bewegungsform des Meeres sind die Gezeiten, 
die in einem periodischen Steigen und Fallen des Meeresspiegels be¬ 
stehen. Innerhalb 24 Stunden und 50 Minuten erreicht derselbe 
zweimal einen höchsten Stand (Flut, Hochwasser), zweimal einen 
tiefsten (Ebbe, Niederwafser). Hervorgebracht werden die Gezeiten 
durch die Anziehung von Mond und Sonne auf die Wasserhülle 
der Erde. , , 
Zwischen den einzelnen Teilen der Meere findet beständig em 
Austausch von Wasser durch Strömungen statt. Hervorgerufen werden 
dieselben in erster Linie durch die Winde. Ihre Geschwindigkeit ist 
meist eine sehr geringe und erreicht nur in ganz seltenen Fällen die 
Geschwindigkeit kontinentaler Flüsse in ihrem Unterlauf. Je nachdem 
die Strömungen aus tropischen oder polaren Gebieten ihren Ursprung 
nehmen, führen sie warmes oder kaltes Wasser. 
1. Warme Meeresströmungen: 
Am Atlantischen wie im Stillen Ozean treten zu beiden Seiten 
des Äquators von 0. nach W. gerichtete Strömungen, die Nord- und 
Südäquatorialströmung, auf, zwischen beiden, jedoch stets 
nördlich vom Äquator, eine entgegengesetzt gerichtete, die Äquator t a l - 
gegen st römung. Von den atlantischen Äquatorialströmungen dringt 
ein Teil in das Karibische Meer und den Golf von Mexiko em und 
verläßt denselben durch die Straße von Florida, um sich dann als 
Golfstrom fächerartig über den nördlichen Atlantischen Ozean aus¬ 
zubreiten. Die gesamten West- und Nordwestküsten Europas werden 
von Zweigen desselben getroffen. Im Stillen Ozean entspricht dem 
Golfstrom der Knro Schio. Im Indischen Ozean ist nur die Sud- 
äquatorialströmung in gleicher Weise wie in den beiden anderen Ozeanen 
ausgebildet. Nördlich vom Äquator wechseln die Strömungen ihre 
Richtung mit den Jahreszeiten (entsprechend den Monsunen). 
2. Kalte Meeresströmungen: 
Aus dem Südpolarmeer stammen die Strömungen, welche längs 
den Westküsten der drei südlichen Kontinente nach N. strömen, der
	        
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