12 Vierter Kursus.
und Herbst. Auch die Verderben bringenden heißen Winde aus dem
Innern treten hier seltener auf. Dichte Wälder bedecken daher die
Bergketten, reiche Weiden die zwischengelagerten Hochebenen.
^n Oueeusland wiegen Araukarien (eine subtropische Nadelholzgattuna) unb
I atmen, weiter |ubhch Akazien unb Eukalypten, in ben höheren Teilen ber Gebirqe
suchen unb Fichten vor. Besonbers reiche Vegetation hat bic Umgebung von
Sybueh. Bis zu Höhen von 100 130 m erhebt sich hier bie Eucalyptus amyg-
dalina, baumartige Farne bilben bas Unterholz.
^hr auffallend ist der Mangel an Nahrungspflanzen in ganz
Australien. Keine einzige des Anbaus werte Pflanze fand sich vor
Ankunft der Europäer. Dagegen gewähren die Baumarten mannig¬
fachen Nutzen. Sehr geschätzt ist das sehr harte Holz der Kasuarinen
(Elsenholz). Viele Eukalypten liefern Gummi. Gegenwärtig find mit
Zutem Erfolg europäische Getreide- und Obstarten angepflanzt.
Sehr eigenartig ist die Tierwelt Australiens. Die Säugetier¬
fauna besteht fast ausschließlich aus Beuteltieren. Von Raubtieren
ist nur eine wilde Hundeart, der Dingo, vorhanden; Affen, Nagetiere,
Huftiere fehlen ganz. Jetzt sind jedoch europäische Haustiere eingeführt.
Unter bert Beuteltieren ist bas herbenweife anstretenbe Känguruh, bas sich mit
Hilfe seines starten Schwanzes sprungweise fortbewegt, unb bas schwerfällige,
an Gestalt unb Größe unserm Dachs ähnliche Wombat besonbers bemerkenswert.
Dazu kommen bas merkwürbige Schnabeltier uttb ber Ameisenigel, bie Charaktere
der Säugetiere unb Vögel in sich vereinigen. Unter ben Vögeln sinb ber Emu,
eine Kasuarart mit ganz verkümmerten Flügeln unb haarartigen Febern, unb ber
Leierschwanz besonbers auffalleub. Sehr reich ist Australien ferner an schön ge¬
färbten Tauben unb Papageien (Kakabus, Wellensittich). Schlangen sinb häufig,
darunter viele giftige. In ben mngebenben Meeren zahlreiche Meersäugetiere,
Wal- uttb Fimtsisch, Robben, unb an bett Küsten Qiteenslanbs ber merkwürbige
Dngong.
§ 68. Bevölkerung und Staaten Australiens.
Die Ureinwohner Australiens und Tasmaniens sind Austral¬
neger. Ihre Hautfarbe ist mattschwarz bis dunkel schokoladenbraun;
der Haar- und Bartwuchs stark, das Haar dunkelbraun, kraus und oft
verfilzt, aber nicht wollig, wie bei den Negern Afrikas; die Nase breit,
die Lippen dick, aber nicht aufgeworfen, die Oberlippe vielmehr oft
überhängend. Die Gliedmaßen sind auffallend lang, dünn und wenig
muskulös, aber sehr elastisch und beweglich.
Die Australneger stehen auf einer sehr nieberen Kulturstufe. Die Natur bes
Laubes, ber Mangel an Nahrungsmitteln unb Wasser zwingen sie zu Wanbertmgett
in kleinen Trupps unb machen jebe staatliche Bilbung unmöglich. Als Nahrung
bient ihnen alles irgenb Genießbare. Beeren, Wurzeln, bie Körner einzelner
Grasarten, Wurzeln unb Schnecken bilben bie wesentlichen Bestanbteile ihrer
Nahrung, boch wissen sie, wo Gelegenheit bazu vorhanben, auch Jagb uttb Fischerei
geschickt zu betreiben. Die Bekleibmtg ist äußerst bürstig. Auch bie Wohnungen
bestehen oft nur aus Wättbett von Flechtwerk zum Schutz gegen Wtnb. Als
Waffen führen sie Speere, Keulen unb bas aus bem harten Eisenholz geschnitzte
Wurfholz, ben Bumerang, ber, richtig geworfen, in kreisförmiger Bahn zum
Schützen zurückkehrt. Den Europäern traten bie Australier anfangs meist frieblich
entgegen, würben aber von biefen oft auf bas grausamste verfolgt unb suchten
bann natürlich gleiches mit gleichem zu vergelten. Die Zahl ber Australneger
war stets gering uttb hat sich burch bie Verfolgungen seitens ber Europäer noch
mehr verminbert; man schätzt ihre. Zahl auf 50—60000.