Full text: Lehrstoff der mittleren und oberen Klassen (Teil 2)

§ 70. Polynesien. 
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Die von SW. nach NO. langgestreckte, wenig gegliederte Süd- 
insel wird ihrer ganzen Länge nach von einem mächtigen Ketten¬ 
gebirge, den Neuseeländischen Alpen, durchzogen. Zahlreiche 
Gipfel desselben ragen in die Regionen ewigen Schnees auf, und 
gewaltige Gletscher steigen von ihnen bis tief in die Täler hinab. 
Höchster Gipfel der Mount Cook 3800 in. An den Küsten kleine, 
sehr fruchtbare Ebenen. Die Nordinsel ist reicher gegliedert, im 
allgemeinen von viereckiger Gestalt. Nach NW. entsendet sie eine 
Halbinsel, die im Nordkap endet und nur durch den schmalen 
Isthmus von Auckland [Aflaend] mit der Hauptinsel verbunden 
ist. Vulkanische Bildungen sind auf der Nordinsel sehr verbreitet. 
Zahlreiche Kraterseen, Schlammvulkane, heiße Quellen und Sprudel 
und die merkwürdigen, gefrorenen Kaskaden gleichenden Kieselsinter- 
Terrassen, die den Absätzen heißer Quellen ihre Entstehung ver¬ 
danken. 
Die ursprüngliche Pflanzen- und Tierwelt Neuseelands ist außerordentlich 
ärmlich; namentlich fehlt es fast vollständig an Nahrungspflanzen. Doch vollzieht 
sich neuerdings durch Einführung europäischer Pflanzen- und Tierarten, die hier 
trefflich gedeihen, eine vollständige Umgestaltung. Ein Farnkraut, Pteris esculenta, 
unserem Adlerfarn ähnlich, war vor der europäischen Einwanderung fast die einzige 
eßbare Pflanze. Farne spielen in Neuseeland überhaupt eine große Rolle und 
sind vielfach baumartig entwickelt. Unter den Waldbänmen ist die nur auf der 
Nordinsel verbreitete Kaurifichte die wichtigste. Noch ärmlicher ist die Tierwelt. 
Säugetiere fehlen fast ganz. Unter den Vögeln ist der Kiwi, ein dem Emu ähn¬ 
licher, flügel- und schwanzloser Vogel von der Größe eines Huhnes, der merk¬ 
würdigste. Der Riesenvogel Moa, dessen gewaltige Knochen man noch jetzt häufig 
findet, war schon vor Ankunft der Europäer ausgerottet. 
Die Bewohner Neuseelands, die Maoris (ao als Diphthong zwischen a 
uud au zu sprechen), find polynefifchen Stammes (f. folg. §). Sie find stattliche, 
kräftige Gestalten mit harten Gesichtszügen, die durch die früher allgemein übliche 
Tätowierung einen besonders wilden Ausdruck erhielten. Tapferkeit, ritterlicher 
Sinn und Arbeitsamkeit zeichnen sie aus; auch der Sinn für Musik und Poesie 
ist bei ihnen wohl entwickelt. Doch war Kannibalismus auch bei ihnen allgemein 
verbreitet. In Berührung mit den Europäern haben sie sich rasch zu höherer 
Gesittung aufgeschwungen und zum Christentum bekehrt. Durch die Kriege mit 
den Engländern, denen sie in ihren befestigten Dörfern lange erfolgreich Widerstand 
lasteten, ist ihre Zahl sehr vermindert. Man zählt noch 45000, die meisten auf 
der Nordinsel. 
Die englische Bevölkerung nimmt rasch zu und zählt bereits 
60 0 0 00 Seelen. Hptst. der Kolonie Wellington [UeHmgten] an 
der Südspitze der Nordinsel. Auckland, frühere Hptst. Die größte 
Stadt ist D u n e d i n [3)5nebin] auf der Südinsel; in der Nähe Goldlager. 
A 
§ 7v. Polynesien. 
Mit dem Namen Polynesien bezeichnet man die Gesamtheit der 
über den Stillen Ozean zerstreuten Inseln östlich von Melanesien 
und den Philippinen. Sie sind rein ozeanisch. 
Ihrer Beschaffenheit nach zerfallen sie in zwei Gruppen, vul¬ 
kanische und Koralleninseln. Die ersteren sind hoch und be¬ 
sitzen zum Teil noch tätige Vulkane; die letzteren sind ganz niedrig
	        
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