§ ^ 66. Luftdruck und winde.
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durch das Streben, das gestörte Gleichgewicht des Luft¬
druckes wieder herzustellen. In den unteren Regionen der
Atmosphäre, die für den Menschen hauptsächlich in Betracht kommen,
wehen die Winde im allgemeinen von den kälteren nach den wärmeren
Gebieten. Lokale Erscheinungen sind an den Küsten die See- und
Landwinde, von denen die ersteren am Tage wehen, wo das Land
stärker erwärmt ist, die letzteren bei Nacht, wo das Land sich stärker
abkühlt, als die Oberfläche des Meeres. Beim Wechsel beider Luft¬
strömungen herrscht gewöhnlich einige Zeit Windstille.
Einen weit größeren Einfluß auf die Luftzirkulation übt die
ungleiche Erwärmung der Äquatorial- und Polarregionen aus. In¬
folge derselben entstehen auf jeder Halbkugel zwei Hauptluftströmungen,
der kalte Polarstrom längs der Erdoberfläche, der warme Äqua¬
torialstrom in den höheren Schichten. Wäre die Erde zylindrisch
gestaltet, so würde diese Luftzirkulation regelmäßig über die ganze
Erde hin stattfinden. Da die Erde aber kugelförmig ist und ihr
Umfang mit zunehmender geographischer Breite abnimmt, so muß der
Kreislauf schon früher sein Ende finden, weil die von den äquatorialen
Gegenden abfließende Luft bald keinen Raum mehr findet, um gleich¬
mäßig nach den Polen abzufließen. Die regelmäßige Zirkulation
findet daher nur zwischen dem Äquator und etwa dem 30.° nördlicher
und südlicher Breite statt. Durch die Erdrotation erhalten aber alle
Winde auf der nördlichen Halbkugel eine scheinbare Ablenkung nach
rechts, auf der südlichen nach links, in gleicher Weise, wie bei dem
Foucaultschen Pendelversuch (f. § 162) die Schwingungsebene des
Pendels sich zu drehen scheint. Die Oberströmungen werden daher
auf der Nordhalbkugel zu südwestlichen, auf der südlichen zu nordwest¬
lichen, die unteren Strömungen auf der nördlichen Halbkugel zu nord¬
östlichen, auf der südlichen die südöstlichen. Diese etwa zwischen dem
5. und 30. Breitengrad regelmäßig wehenden nordöstlichen und süd¬
östlichen Winde werden Passate, die in der entgegengesetzten Richtung
in den oberen Regionen wehenden Winde Gegenpassate genannt.
Zwischen den beiden Passatzonen liegt eine Zone von Windstillen oder
sehr schwacher und unregelmäßiger Winde, die Kalmenzone des
Äquators. Dieselbe verschiebt sich, ebenso wie die Passatzonen, im
Sommer der Nordhalbkugel ein wenig nach N., im Winter derselben
nach 8.
Im nördlichen Indischen Ozean und in den chinesischen Meeren
trttt infolge der starken Erwärmung des asiatischen Kontinentes im
Sommer, der starken Abkühlung im Winter ein regelmäßiger Wechsel
ln, der Windrichtung ein. Im Sommer zieht der luftverdünnte Raum
über Asren die Lust an, im Winter, wo über Asien sehr hoher Luft¬
druck herrscht (im NO. über 780 mm), strömt die Luft von hier fort.
Es herrschen daher in den indischen und chinesischen Meeren im Sommer
SW.-, 8.- und SO.-Winde, im Winter NO.-, N.- und NXV.-Winde.
^ert Jahreszeiten regelmäßig wechselnden Luftströmungen
werden Monsune genannt.
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