Die Staaten Nordafrikas. 271
bestehen auch im Inneren die verschiedensten Negerreiche, doch überdauern diejenigen, welche
eine größere Ausdehnung besitzen, meist nicht das Leben ihrer Begründer.
§• 75.
Die Staaten Nordafrikas.
Dieselben beschränken sich hauptsächlich auf die Meeresküste, auf einige
Oasen, welche durch die innere Wüste zerstreut sind, sowie anf das fruchtbare Thal
des Nil.
Das Sultanat Marokko wird von rohen und fanatischen Arabern und
Berbern, sowie vou zahlreichen Juden bewohnt. Der Atlas durchzieht das Land
vom Atlantischen bis zum Mittelmeere und teilt es in einen meist unfruchtbaren,
wüstenartigen, südöstlichen nud einen meist wasserreichen, überaus fruchtbaren
nordwestlichen Teil. Auf letzteren konzentriert sich fast ausschließlich die Be¬
völkerung und hier liegt die erste Hauptstadt Fes, iu reizender Umgebung, aber
im Inneren eng, unsauber und verfallen. Die zweite Residenz, Marokko, ist
weitläufig gebaut, mit Gärten und breiten Straßen, aber zum Teile völlig ver¬
ödet. Die flache atlantische Küste Marokkos wird von hohen Dünen umsäumt,
die Mittelmeerküste ist dagegen felsig und bietet in ihren zahlreichen Einbuch¬
tungen den Heilten Schiffen der räuberischen Riffpiraten sichere Schlupfwinkel.
Algerien, feit 1 8 3 0 eine französische Besitzung, ist mir int Tell,
oder den Flächen und Thälern zwischen den Ketten des Kleinen Atlas, fruchtbar.
Jenseits derselben dehnt sich ein breites Steppenland aus, das mit den Resten
ehemaliger Salzseen bedeckt ist. Diese weite Fläche wird von der östlichen Fort¬
setzung des Hohen Atlas begrenzt und südlich von diesem erstreckt sich die
Algerische Sahara. Das Klima ist für Europäer ungesund. Die ursprünglichen
Bewohner Algeriens, Araber in den Ebenen, Berber (Kabylen) in den bergigen
Gegenden, sind von den Franzosen nach harten Kämpfen unterworfen worden,
stehen aber der europäischen Zivilisation noch immer feindlich gegenüber.
Die befestigte Hauptstadt Algier liegt in fruchtbarer Umgebung, terrassen¬
förmig an einer Bucht des Meeres, ist aber im Inneren eng gebaut. Westwärts
liegt das ebenfalls befestigte Oran.
Die Algerische Sahara besitzt zahlreiche Oasen mit Gruppen von Dörsern, um
welche breite Gürtel von Obstbäumen, besonders die unschätzbaren Dattelpalmen, sich
hinziehen. Große Weiden geben den Herden Nahrung, die aus den Steppen sehr gut
gedeihen. Fließendes Wasser ist säst nicht vorhanden, aber beinahe in allen Niede¬
rungen sindet sich beim Graben in gewissen Tiesen das flüssige Element. Zu Ansang
des Sommers beginnen die Brunnen in den Steppen auszutrocknen, wodurch die An¬
wohner zur Auswanderung nach N, nach dem Tell, gezwungen werden, von wo sie
mit Beginn des Herbstes wieder zurückkehren. Nur der kleinere Teil der Algerischen
Sahara ist mit Sand bedeckt. Durch Anlegung zahlreicher artesischer Brunnen haben
die Franzosen ausgedehnte, ehemals öde Strecken in sruchtbares Land verwandelt.
Tunis bildete ehemals eiuen türkischen Vasallenstaat, dessen Herrscher (Bei)
jedoch nur in einem sehr geringen Abhängigkeitsverhältnisse zur Türkei war.