Weltstellung der Erde. 339
Sobald die Himmelskugel richtig gestellt ist, sieht man bei ihrer Drehung sofort,
welche Sterne Uber den Horizont des Ortes herauskommen und welche nicht. Um auch
die Zeit dieses Verweilens Uber dem Horizonte, überhaupt die Zeitpunkte gewisser
Stellungen einfach ermitteln zu können, dient eine in der Verlängerung der Umdrehungs¬
achse über dem Nordpol des Globus angebrachte Scheibe, der Stundenring T, welcher
in 24 Stunden eingeteilt ist und aus dem ein Zeiger bei einer Drehung der Kugel
um sich selbst gleichzeitig einen Umlaus macht. Wird ein Stern unter den Messing¬
meridian gebracht und der Zeiger aus 12 Uhr gestellt, und dreht man dann die
Himmelskugel so lange, bisher Zeiger aus 1 Uhr, 2 Uhr rc. steht, so hat man un¬
mittelbar die Stellung des Sternes 1 Stunde, 2 Stunden rc. Sternzeit nach seiner
Kulmination. Gewöhnlich ist jeder Himmelskugel auch noch ein beweglicher Viertel-
kreis oder Gradbogen Z B beigegeben, den man an jedem Punkte des Meridians an¬
schrauben kann. Besesiigt man diesen mit seinem einen Ende am höchsten Punkte der
Kugeln, welcher also das Zenith des Beobachters darstellt, und legt ihn dann an den
Stern in seiner betreffenden Stellung 1, 2 rc. Stunden nach dem Meridiandurch-
gange, so kann man sosort aus jenem Gradbogen die Zenithdistanz des Sternes zu den
betreffenden Zeiten ablesen, und ebenso findet man sein Azimnth, indem man den
Bogen auf dem Horizonte zwischen dem Südpunkte und dem Orte, wo der Gradbogen
den Horizont trifft, abliest.
Mittels des orientierten Himmelsglobus lassen sich aus einfache Weise biete Aus¬
gaben lösen, welche die Erscheinungen an der Himmelssphäre betressen.
a. Man sucht den Ort des Horizonts, in welchem ein Stern ausgeht, und die
Zeit, wie lange er sichtbar bleibt. Zu diesem Zwecke bringt man den Stern in den
Meridian und stellt den Zeiger aus 12 Uhr. Darauf dreht man den Globus und
bringt den Stern in den Horizont. Der Punkt, wo der Stern im Horizont steht, gibt
unmittelbar die Himmelsgegend seines Ausganges oder Unterganges an, und die vom
Zeiger durchlausene Zahl von Stunden gibt die halbe Dauer des Verweilens des
Sternes über dem Horizonte.
b. Man sucht den Ort des Auf - und Unterganges der Sonne und die Tages¬
dauer. Man markiert zu diefem Ende den Ort der Sonne in der Ekliptik für den
bestimmten Tag, bringt diesen Punkt unter den Messingmeridian und versährt im
übrigen wie im vorhergehenden Beispiele.
o. Man sucht sür eine bestimmte Nachtstunde die Stellung des Sternenhimmels
gegen den Horizont. Zu diesem Ende sucht man den Ort der Sonne sür den betreffen¬
den Tag in der Ekliptik, bringt ihn oberhalb des Horizonts unter den Messingmeridian
und stellt den Zeiger auf 12 Uhr. Diefe Lage der Himmelskugel gibt dann die
Stellung der Gestirne gegen den Horizont im Mittage des betreffenden Tages. Hier¬
auf dreht man die Himmelskugel folange nach W fort, bis der Zeiger auf der be¬
treffenden Abendstunde steht. Dies gibt die gesuchte Stellung des Sternenhimmels.
ä. Man fucht den Tag, an welchem ein Fixstern zugleich mit der Sonne auf-
oder untergeht. Man bringt den betreffenden Fixstern durch Drehung des Globus in
den Ost- oder Westhorizont und bemerkt den Grad der Ekliptik, der zugleich an der
nämlichen Seite ebenfalls im Horizonte liegt. Sucht man aus den astronomifchen
^phemeriden den Tag, an welchem die Sonne in diefem Punkte der Ekliptik sich befindet
io ist dies gleichzeitig der Tag, an welchem der Fixstern zugleich mit der Sonne auf-
oder untergeht. 1
6. Man sucht den Tag, an welchem ein Fixstern bei Sonnenuntergang ausgeht,
oder an welchem er bei Sonnenaufgang untergeht. Man verfährt wie im vorigen
Verspiele, nur sucht man jenen Punkt der Ekliptik, welcher auf der dem Sterne gegen¬
überliegenden Seite im Horizonte liegt.
^ 5,te Sett' utn mieöieI ein Gestirn früher oder später aus- oder
untergeht als cm anderes. Man führt beide Gestirne nacheinander in den West- oder
Os )ortzont und bemerkt den Unterschied der beiden Zeiten, aus welche der Zeiger für
jedes der beiden Gestirne zeigte. ° a 1
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