Full text: Die außereuropäischen Erdteile, Die deutschen Kolonien (Teil 3)

Die afrikanischen Kolonien. 81 
Bohnenöl, Töpfer- und Glaswaren. Als Ein- und Ausfuhrhafen hat Tsingtau 
überhaupt sich schon eine ansehnliche Stellung errungen. 
Der Wert Kiautschous liegt vor allem in seiner Bedeutung als 
Flotten- und Kohlenstation für unsere Kriegs- und Handelsschiffe 
im fernen Ostasien; es entwickelt sich aber mehr und mehr auch 
zu einem Ausgangspunkt für deutsche Kapitals- und Handels- 
Unternehmungen wie für deutsche Kulturbestrebungen. 
Die afrikanischen Kolonien. 
Togo. 
Größe und Bevölkerungszahl. Die an der Küste von Oberguinea 
zwischen 6° und 11° n. Br. gelegene Kolonie Togo hat einen Flächeninhalt von 
87 000 qkm. Sie ist also etwas größer als Bayern und hat 1 Mill. Einw., 
was eine Dichte von 11 Einw. auf 1 qkm ausmacht. 
Togo ist die kleinste, aber am dichtesten bevölkerte 
deutsche Kolonie in Afrika. 
Verkehrslage. Togo hat eine Küstenlänge von nur 50 km und wird 
von englischem und französischem Kolonialgebiet umklammert: im Westen von 
dem englischen Aschantiland, im Osten von dem französischen Dahome; dazu ist 
die Küste flach, hafenlos und durch die gewaltige Brandung (Calema) gefahrvoll. 
Endlich gehört der Unterlauf des Volta, der mit Dampfern befahrbar ist, dem 
englischen, der Unterlauf des Mono dem französischen Nachbargebiet an. Durch die 
Eisenbahn Lome — Palime (120 km) wird wenigstens ein Teil derVerkehrsfchwierig- 
leiten behoben. Im Bau begriffen ist die Linie Lome—Atakpame. Im ganzen 
erscheint die Verkehrslage der Kolonie wenig günstig. 
Bodengestalt, Klima und Produkte. Das Klima ist tropisch. Die 
beiden Regenzeiten treten mit dem höchsten Sonnenstande ein, und die Temperatur 
schwankt nur wenig um 26° C. 
a) In der wohlbebauten und dichtbevölkerten Küstenebene 
gedeiht in vorzüglicher Weise die Kokos- und Ölpalme, wie denn auch 
Palmöl und Palmkerne die Hauptaussuhrartikel der Kolonie bilden. Außer- 
dem werden gebaut: Mais, dieser in großen Mengen, Maniok, Jams und Erd- 
miß, neuestens, und zwar mit ausgezeichnetem Erfolg, auch Baumwolle, deren 
Anbau in Togo überhaupt schon Volkskultur geworden ift.1) 
b) Das gebirgige Hinterland, stellenweise mit Gipfeln bis zu 2000 m, 
ist mit dichtem Urwald bedeckt. Dieser liefert die Gummiliane (Landolphia), deren 
Milchsaft das Kautschuk gibt, dann die Kolanuß^) und edle Holzarten, be- 
sonders Ebenholz und Palisanderholz. 
c) Das Binnenplateau hat zumeist Savannencharakter. Vereinzelt 
treten Affenbrotbäume oder Baobabs auf. 
x) Ausfuhr 1908: 1691 Ballen ä 250 kg; im Jahre 1301 noch kein Gramm. Ausfuhr 
der Union: 13-/2 Mill. Ballen. 
2) Die Kolanuß ist eine Frucht mit weicher Schale, die nervenstärkende Bestandteile enthält. 
Fischer-Geistbeck, Erdkunde für höhere Schulen. III. Teil. 4. Aufl. 6
	        
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