Die östlichen Länder von Südamerika.
Venezuela. Es umfaßt die von Columbia nordöstlich ziehende Küstenkette
und nahezu das ganze Orinokogebiet. Zwischen dem Küstengebirge von Venezuela
und dem Bergland von Guayana sgwajäna) breiten sich die Llanos (ljanos, d. i.
Ebenen) des Orinoko aus, baumarme Savannen. Sie gleichen zur Regenzeit
einem ungeheuren Grasmeere, zur Zeit der Dürre einer Sandwüste. Ihre Be-
Wässerung erhalten sie vom Drinoko.
Dieser entspringt auf dem Hochlande von Guayana, umfließt dasselbe und
wendet sich schließlich gegen O. Seine Mündung ist deltaförmig. Im oberen Laufe
sendet er nach S. einen Arm, den Cassiquiare (kassikiäre), der mit dem Rio
Negro, einem Nebenflusse des Amazonenstromes, in Verbindung tritt. Dadurch
entsteht die großartigste bekannte Flußgabelung (Bisurkation).
In den Llanos wird Viehzucht getrieben, an den Gebirgsabhängen und in
den tropischen Küstenniederungen hauptsächlich Kaffee und Kakao gebaut. Es
ist neben den westindischen Inseln die eigentliche Heimat des Tabaks Marinas,
am Fuße der Anden). Die Landeshauptstadt von Venezuela ist Caracas
(karäkas) mit dem Hafen La Guayra (gwaira).
Guayana ist ein niedriges Plateau mit einzelnen Gebirgsketten und die
einzige europäische Besitzung in Südamerika.
Französisch-Guayana mit seinem ungesunden Klima dient als Straf-
kolonie; Hauptstadt: Cayenne (kajenn). Der mittlere Teil, auch Surinam genannt,
gehört den Niederländern, der westliche den Engländern. Der heiße Küsten-
strich erzeugt viel Zucker.
Brasilien. Es umfaßt nahezu die ganze Ebene des Amazonas und das
Brasilianische Bergland. An Größe (81/3 Mill. qkm) steht es der Union nur
wenig nach, wohl aber an Zahl der Einwohner; denn diese betrügt nur 17 Mill.,
2 Einw. auf 1 qkm, im Küstengebiet hauptsächlich Neger und Mulatten.
1. Die Amazonasniederung. Der Amazonenstrom entspringt in
den Peruanischen Anden, fließt anfangs zwischen den Hochgebirgen nach NW.,
wendet sich dann, in einer Reihe von Felsentoren (Pongos) das Gebirge durch-
brechend, nach O. und strömt nun durch ungeheure, mit dichten Urwäldern
(Selvas) bedeckte Ebenen dem Meere zu.
Größte Nebenflüsse des Amazonen st romes:
links: rechts:
Rio Negro Madeira (madera),
Tapajos (tapaschös),
Xingu (schingü).
Der Amazonenstrom wird zwar an Länge vom Nil und Missouri-Mississippi
übertrafen, hat aber den größten Wasserreichtum und das größte Flußgebiet.
Infolge der hohen Temperatur und der fast täglichen Tropenregen besteht
in den Selvas eine Üppigkeit des Pflanzenwuchses, wie fast nirgends mehr auf
der Erde. Längs des ganzen Amazonas und seiner Nebenflüsse ziehen sich die
großartigsten Tropenwälder hin, palmenreich und durch Schlinggewächse (Lianen)
verstrickt. Sie liefern Kautschuk, Brasil- und Mahagoniholz. Mit der
Fülle des Pflanzenlebens wetteifert das Tier leben. So gibt es hier einen