32 I. Die Zeit der Konstitutionen
hausten nun die Janitfcharen in ben unschuldigen Fürsteu-
thümern. — Noch schrecklicher aber war bie Rache, welche
in Konstant inopel selbst genommen wurde. Der Sultan
verlangte vom Schech el Islam ein Gebot zur Ausrot¬
tung aller Christen. Der griechische Patriarch aber eilte
zum muhammebanischen Oberpriester unb bewog ihn, seine
Unterschrift für bas Tobesurtheil eines Volkes zu ver¬
weigern. Mahmud verbannte ben Schech unb ernannte
einen fanatischen Nachfolger. Da kam bie Nachricht vom
Aufstanb in Morea. Am Osterfest ergriff man den Pa¬
triarchen Gregorius, als er bas Hochamt vollenbet
hatte, folterte unb hängte ihn sammt Bischöfen und Prie¬
stern aus. Die Leichen wurden zuletzt von Juden durch
die Stadt geschleift und iu's Meer geworfen. Mord und
Raub herrschten darauf Tagelang in ben Gaffen unb
Häusern ber Stadt, und immer neue Foltern wurden
für die unglücklichen Griechen ersonnen, immer grä߬
lichere Greuelscenen aufgeführt, trotz aller Vorstellungen
der Gesandten, bis der Bruch wirklich unheilbar war
und die Glut der Rache unb Verzweiflung weithin auf¬
flammte.
Der Erzbischof Germanos pflanzte 4. April ein Kreuz
vor ber Kirche in Patras aus unb ließ bie Moreoten
schwören, für Glauben unb Vaterlaub zu kämpfen. Die
Mainoten auf ben lakonischen Bergen schlugen tapfer los,
vor allen ber energische Kolokotronis unb Mavromichalis.
Aus ben brci obengenannten Eilanben liefen 176 Schiffe
aus, theilweife sogar mit Frauen unb Jungfrauen bemannt,
unb versperrten ber türkischen Flotte jeden Ausweg. Zu
Lande wurden allenthalben die Türken umringt, in festen
Plätzen eingeschlossen, oder vereinzelt niedergemacht. Lange
kämpfte man um die Hauptstadt Tripolitza; am Tag
ihrer Erstürmung fielen 10000 Türken, nicht blos Män¬
ner oder Krieger. Denn der Krieg war beides ein Ra-
cen- und ein Glaubenskamps, und auf beiden Seiten
wurde er barbarisch geführt. Uebrigeus brachten es die
Griechen zu keiner Organisation des Kampfes; man be-