Babylonien. Chaldaea.
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chaldaeische Dynastie, besonders durch K. Nabu-kudur-ugur (604—561)
wieder aufgebaut, mit einem doppelten Mauerumfang -von 360 und
480 Stadien (9 und 12 d. M.), der allerdings nur teilweise mit Ge¬
bäuden ausgefüllt war, immer aber in der Blütezeit, noch als politisches
Centrum des persischen Reiches, Millionen von überaus gewerbefleissigen
Bewohnern enthalten haben muss.1) Ihr Verfall, der im 2. Jahrb. n.
Chr. vollständig geworden war, begann mit der Teilung des make¬
donischen Grossreiches und der Verlegung der Hauptstadt nach der
von Seleukos I. neugegründeten halbgriechischen Stadt Seleukeia
am Tigris, die zwar nur kurze Zeit Residenz bieb, aber zu einer sehr
bedeutenden Handelsstadt erwuchs und zur Zeit ihrer Zerstörung durch
ein römisches Heer, 165 n. Chr., eine halbe Million Bewohner zählte.
Ihr gegenüber östlich vom Tigris lag die Vorstadt Ktesiphön, von
den parthischen Königen seit der Eroberung Babyloniens um 130 v.
Chr. zu ihrer Residenz erhoben und als solche auch von den neu¬
persischen (sassanidischen) Königen benutzt, bis auch sie seit der
Erbauung von Baghdad im 8. Jahrh. in Ruinen verfiel.
Im Mündungslande der vereinigten Ströme die unter den chal-
daeischen Königen für den Seeverkehr mit Indien erbaute Hafenstadt
Teredön; daneben eine der von Alexander angelegten und Alexandria
benannten Städte, später umgenannt in Antiocheia, endlich seit der
parthischen Eroberung Babyloniens (nach 130 v. Chr.) unter dem
Namen X(xqcc% 2naaivov „Stadt (syr. Karka) des Spasines“, Sitz
eines einheimischen Fürstentums, welchem mehrere Uferstrecken des
persischen Meerbusens unterworfen waren und welches unter den
Namen Charakene und Mesene (nach einer anderen Hafenstadt,
syr. Maisän, Vorgängerin des späteren Basra) bis zum Beginn der
Sassanidenherschaft ca. 230 n. Chr. bestand.
-'j Yon dem noch von Alexander bewohnten Königspalast am Euphrat
wird der Umfang der äusseren Maner auf 60 Stadien = 1% d. M. angegeben;
der imter Nabu-kudur-ut?ur vollendete, in 7 Stufen zu dem Tempel des Bel
sich 600 Fuss hoch erhebende Prachtbau muss das hüihste aller jemals auf der
Erdoberfläche entstandenen Bauwerke gewesen sein. Die ganze Landschaft
aber war in der Blütezeit der einheimischen semitischen Reiche und noch
des persischen bedeckt mit hunderten von zum Teil sehr grossen Städten, von
denen ungeheure Backstein-Trümmerhaufen (namentlich künstlich aufgeführte
oben als Unterbauten von Tempeln) noch vorhanden sind; einzelne darunter
besonders im südlichen Teile, dem Chaldäerlande im engeren Sinne, wie
Uru und Uruku (OnyoV, Erek des A. T., j. Warka) galten für älter, als
Babylon selbst.
8/. Assyria. Der einheimische Name Asstir oder Aschür (so
auch hebr.,^ dagegen in dem seit dem Untergang des assyrischen Reiches
auch am Tigris verbreiteten aramäischen Dialekte Athur, daher auch