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§ 51. Bevölkerung.
Mitteleuropa wird so vorwiegend von Völkern mit deutscher
Sprache und deutschen Sitten bewohnt, daß es mit Recht das
germanische Mitteleuropa genannt wird. Infolge seiner zentralen
Lage, des Mangels an festen Naturgrenzen und der großartigen
Machtstellung Deutschlands im Mittelalter haben sich in den Grenz¬
gebieten eigentümliche Mischverhältnisse und Gegensätze entwickelt. Im
SO. (Triest, Krain, Kärnten) stoßen zusammen und sind vielfach
durcheinander gemischt Italiener, Deutsche und Slawen, im S. Ita¬
liener und Deutsche, im SW. (Schweiz) Italiener, Franzosen und
Deutsche, im W. (Lothringen) Franzosen und Deutsche, im NW.
(Belgien) Wallonen und Deutsche, im N. (Jütland) Dänen und
Deutsche; in Böhmen machen die slawischen Tschechen die große Mehr¬
zahl aus, und an der Ostseite der preußischen Provinzen Schlesien
und Brandenburg zieht sich eine breite Zone stark gemischten deutsch¬
polnischen Sprachgebietes hin; ein Arm (das Land der Kassubeu)
reicht nordwärts bis zur Ostsee und isoliert die rein deutsche preußische
Provinz Ostpreußen; eine besondere Sprachinsel bildet das Land der
Wenden (Sorben) zu beiden Seiten der Spree (Ober- und Nieder¬
lausitz; Spreewald!).
Zus. Die deutschen Stämme selbst gliedern sich nach der Mundart in
2 große Gruppen, in niederdeutsche und oberdeutsche; die Grenze bezeichnet
etwa die Linie Venlo — Krefeld — Elberfeld — Olpe —- Müuden — Aschers¬
leben — Zerbst — Lübben — Fürstenberg — Meseritz — Birnbaum.
Niederdeutsche Dialekte sind: der niedersächsische (das Plattdeutsch), der
friesische (fast ausgestorbeu, verdrängt durch den niedersächsischen, noch gesprochen
in Westfrieslaud und im Saterland), der holländische und flämische; oberdeutsche:
der alamannische (oberrheinische), der schwäbische und bayrische — eigentlich ober¬
deutsche —, ferner der fränkische (rheinfränkische, hessische und eigentlich fränkische)
und der thüringische — mitteldeutsche —.
§ 52. Die Schweiz, Republik.
41 400 qkm.
I. Lage und Grenzen. Die Schweiz umfaßt den nördl. Ab¬
hang der Penninischen Alpen, die Lepontischen, den größten Teil der
Rhätischen (Graubündner) Alpen und die nördl. Kalkalpen westl. vom
Rhein, ferner die Schweizer Hochebene, endlich den östl. und nördl.
Teil des Schweizer Jura. — Grenzen? — Nördl. vom Rhein
liegt der Kanton Schaffhausen.
II. Bodengestalt und Bewässerung. Vergl. §§ 48. und 49!
III. Produkte. Über 4/5 des Bodens entfallen teils auf
unproduktive, mit Wasser, Gestein, Schnee und Eis bedeckte Flächen,
teils auf Wiesen und Waldungen, so daß das Land nur etwa die
Hälfte seines Getreidebedarfes selbst hervorbringen kann. Bedeutend
ist die Rindviehzucht und Käsesabrikation (Alpenwirtschaft!), sehr