Geschichte der Geographie. 33 
deckung des Mondgebirges, der Nilquellen und der großen Seen unternommenen 
Expeditionen begleitet. Nachdem die deutschen Missionäre Krapf, Rebmann 
und ErHardt 1859 von Zanzibar ans tief in das Innere vorgedrungen waren 
und die bereits von Ptolemäus aufgestellte Behauptung von dem schneebedeckten 
Mondgebirge an den Quellen des Nil wiederholt hatten, erreichten im Jahre 1861 
Baron v. d. Decken und der Engländer Thornton die Alpen, und erstiegen 
1862 den Kilimandscharo, den sie auf 6115 in (18,827') berechneten, bis zur 
Höhe von 4280 m (13,176'). — Zwei Jahre später fand auch die bereits von Krapf 
vertretene Behauptung ihre Bestätigung, daß jenfeit der Alpen eine snmpsige Gegend 
mit großen Seen liege, deren Abflüsse sich zum oberen Lauf des weißen Nils oder 
Bahr-el-Abyad vereinigten. 1863 entdeckten Burton nnd Speke den auf 88,66t) 
□ Km (1610 deutsche Quadratmeilen) berechneten Nyanza- oder Ukerewe-Vic- 
toria-See, der als die Quelle des Nils erkannt wurde. Damit bestätigte sich die alte 
Sage, daß der Nil seine obersten und südlichsten Quellenzuflüsse in der Nachbarschaft 
des Aequators, zunächst iu zwei großeu Seebecken sammle und dann von diesen Seen 
aus in einem schmalen Flußfaden constant nordwärts nach Aegypten hinabfließe. 
Der Ausrottung des Sklavenhandels am oberen Nil galt der von Chartüm aus 
angetretene Eroberungszug des zum Pascha ernannten Samuel Baker, des Ent- 
deckers des Luta-Nzige-Sees (Albert-Nyanza). Ist auch derselbe ge- 
scheitert, so hat dagegen der von Süden her dem Nilquellengebiete zustrebende, 
kühne und wunderbar ausdauernde Erforscher Süd-Afrika's, Dr. Livingstone, 
den Taugaujika-See erreicht und mit Stanley, der ihm Hülfe brachte, das 
Nordende ohne Ausfluß gefunden. Nochmals nach den Fluß- und Seegebieten 
im W. des Sees aufgebrochen, ist er jedoch, jenseits des Bemba-Sees, am 
4. Mai 1873 der Ruhr erlegen. Neue Erwartungen knüpfen sich an die auf 
Anregung von Professor Basti an in Berlin, Ende 1872 gegründete ,,Deutsche 
Gesellschaft zur Erforschung des äquatorialen Afrika". Bereits ist 
Dr. Güßfeld au der L o an go-Küste in Nieder-Gninea angelangt. Die Expe- 
dition will von hier aus nach dem mittleren Kongo aufbrechen und den Oberlauf 
dieses Stromes — vermuthlich Livingstone's Lnalaba — zu erreichen suchen. Weitere 
Expeditionen sollen nachfolgen. Das Vordringen des unermüdlichen vi-. Schwein- 
furth in die Länder der Nj am-Njam-Kannibalen (1869 und 1879) iu dem 
westlichen oberen Nilgebiet, bis fast zum 3" n. Br., hat auch der physikalischen 
wie der Völker-Geographie werthvolle Ergebnisse geliefert. Durch ihn wurde das 
Vorhandensein eines Zwergvolkes von ungefähr iy2m mittlerer Höhe, der Akkä, 
etwa zwischen 1 — 2° n. Br., nordwestlich von dem Albert-Nyanza, festgestellt, wie 
denn schon Herodot kleinwüchsige Menschen in Jnner-Afrika erwähnt, und später 
Aristoteles die Wohnsitze der Pygmäen an die Quelle des Nil verlegt, indem 
er die seit den Tagen Homers gehende geheimnißvolle Rede von Pygmäenvölkern 
für Wahrheit erklärt. Wahrscheinlich sind die Atta, sowie die ihnen nahe ver- 
wandten, neuerdings von Dr. Gustav Fritsch^) auf das sorgfältigste beschriebenen 
Buschmänner, desgleichen die von dem viel verleumdeten Du Chaillu 1864 ent- 
deckten Obongo und andere innerafrikanische Zwergvölker, d. h. „kleine Männer, 
*) Fritsch, Dr. G., Die Eingeborenen Süd-Afrikas, ethnographisch und anato- 
misch beschrieben. Mit zahlreichen Illustrationen nach Zeichnungen und Photogra- 
phien des Verfassers und 20 lithographirten Tafeln. Nebst einem Atlas, enthaltend 
60 in Kupfer radirte Portraitköpfe. 2 Bände. Hauptwerk und Atlas in englischem Ein- 
band. Breslau und Leipzig, Ferdinand Hirt & Sohn. 
v. Seydlitz, größere Schulgeographie. XV. B. 
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