Full text: Lehrbuch der Erdkunde für höhere Schulen

Das Deutsche Reich. 29 
Hessen und auf dem Hnnsrück liegt das zu Oldenburg gehörige Fürsten- 
tum Birkenfeld. Die Bewohner sind fast sämtlich Franken; nur im 
Norden begegnen wir Niedersachsen. 
Das Rheinische Schiefergebirge bildet eine Hochfläche, die durch § 52. 
den Rhein in zwei Flügel zerlegt und dnrch mehrere Flüffe noch weiter Boden- 
gegliedert wird. In dem westlichen Flügel trennt das Tal der Mosel Ge-' 
die öde, unfruchtbare Eifel im Norden von dem waldreichen Hnns- cr' 
rück im Süden. An seinem Fuße fließt die Nahe, dereu rechtes Ufer 
schon dem Pfälzer Berglande angehört. Rechts des Rheins erhebt sich 
im Süden der dichtbewaldete Taunus, der im Feldberge, dem höchsten 
Punkte des ganzen Schiefergebirges, nahezu 900 m erreicht. Nördlich 
davon, jenfeits des Tales der Lahn, liegt der Westerwald und das 
vorwiegend aus vulkanischen Gesteinen ausgebaute Siebengebirge. 
Von seinen Gipfeln blicken wir nach Westen hinab in das Rheintal, 
nach Norden in das Tal der Sieg und darüber hinaus auf das wald- 
reiche hügelige Sauerl and, das sich bis zur Ruhr erstreckt, und auf 
die niedrige Haar jenseits davon. Lahn, Sieg und Ruhr haben ge- 
meinsam ihren Ursprung in dem östlich gelegenen Rothaargebirge, der 
nach dem Taunus höchsten rechtsrheinischen Erhebung. Hier entspringt 
auch die zur Fulda eilende Eder. 
Die Hochflächen sind nur düuu bevölkert. Sie besitzen ein rauhes § 53. 
Klima, das selbst den Ackerbau vielfach verbietet. In den Tälern Boden- 
aber finden wir blühende Dörfer und Städte. Dort ist das Klima l>e- 
mild, Obst- und Weinbau gedeihen. Zugleich bewegt sich eilt leb- 
haster Verkehr in den Tälern. Am dichtesten bevölkert sind die Land- 
schasten am Nordrande des Schiefergebirges, wo Kohlen und Erz in 
reicher Fülle vorhanden sind. Auch im Südwesten, an der Saar, einem 
rechten Nebenflusse der Mosel, hat man ergiebige Kohlenlager erschlossen. 
Durch diese Bodenschätze sind zahlreiche Eisengießereien, Waffen- und 
Maschinenfabriken sowie Baumwollwebereien und Tuchfabriken hier 
entstanden. 
Infolgedessen blühen im Norden des rechtsrheinischen Schiefer- § 54. 
gebirges in der Rheinprovinz als Jndnstrieorte Elberfeld und Barmen, 
Remscheid, Solingen und Essen, im Norden des linksrheinischen 
Aachen und Krefeld. Am Rhein entwickelte sich als erste Handelsstadt 
Cöln; weiter stromabwärts liegt Düsseldorf. Hier befinden wir uns 
bereits im Flachlande, das in einer Bucht längs des Rheins tief in das 
Schiefergebirge eingreift, gerade darum aber für Handel und Verkehr 
eine besondere Bedeutung erhielt. 
Den Rhein aufwärts treffen wir zunächst auf die Universität 
Bonn, in schöner Lage dem Siebengebirge gegenüber, dann aus das 
durch Befestigungen geschützte Koblenz an der Mündung der Mosel. 
Dort beginnt das seiner landschaftlichen Reize wegen viel gepriesene 
Rheintal. Eng schließen es von beiden Seiten steile Gehänge ein, ge- 
schmückt mit stolzen Burgen und Schlössern, mit prächtigen Villen und 
malerischen Ortschaften. Der Strom selbst wird belebt von zahlreichen 
schiffen, Kähnen und Flößen und auf dem schmalen Uferstreifen eilen 
zu beiden Seiten Eifenbahnzüge dahin. Erst bei dem Orte Bingen, 
das bereits zum Großherzogtum Hessen gehört, erweitert sich das Tal
	        
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