Full text: Physische Erdkunde für höhere Lehranstalten

44 
1. Abschn. Die Gesteinshülle oder Lithosphäre. 
Gefälle und fließen oft in später entstandenen Tälern. „Alte" Landschaften 
sind große Gebiete Rußlands; die ursprünglichen Höhen sind hier fast 
gänzlich abgetragen, die Flüsse ziehen mit geringem Gefälle dahin und 
die früheren Seebecken sind fast alle verschwunden. Diesen beständigen 
Wechsel der Oberflächenformen, hervorgerufen durch endogene und exogene 
Vorgänge, nennt man Zyklus. 
Ist an den abtragenden Vorgängen ganz besonders die Tätigkeit des 
fließenden Wassers beteiligt, so spricht man von normalem Erosions¬ 
zyklus. Ist der Ausgleich der Oberflächenformen zumeist ein Werk des 
Meeres, so bezeichnet man diesen Zyklus als marinen Erosionszyklus, 
und wenn er durch die Wirkung des Eises oder Windes erzeugt ist, als 
gazialen oder äolischen (ariden) Erosionstypus. 
Durch neue Hebungen und Senkungen der Erdrinde wie auch durch 
säkulare Änderung des Klimas kann der normale Ablauf eines Zyklus 
gestört und eine alte oder reife Landschaft wieder in eine junge verwandelt 
werben; es tritt dann eine Unterbrechung des ersten Zyklus ein1. 
x D. Die gegenwärtigen Formen der Gesteinshülle 2. 
y*' Senkrechter Aufbau der Erdrinde. 
Hiernach unterscheibet mein a) Flachböben ober Ebenen, b) Erhebungen, 
c) Hohlformen. 
a) Die Flachböden oder Ebenen. 
I. Einteilung. Die Flachböden zerfallen nach ihrer Höhenlage 
in Hochebenen, wozu man alle mehr als 200 m über dem Meere 
gelegenen Flachböden rechnet, unb in Tiefebenen, d. H. jene ebenen 
Strecken des Festlandes, die nicht 200 m absolute Höhe erreichen. 
Teile der Festlandsoberfläche, die niedriger liegen als der 
Spiegel des Meeres, heißen Depressionen oder Erd senken. Beispiele 
davon sind das Jordantal und die kaspische Bodendepression. 
1 Die Einführung der zeitlichen Begriffe jung, reif und alt zur Bezeich¬ 
nung des Charakters einer Landschaft, wie sie durch den amerikanischen Geographen 
Davis erfolgte, ist mehrfach auf Widerspruch gestoßen und wohl nicht mit Unrecht. 
Der Ausgleich der Oberflächenformen erfolgt eben nicht ganz gleichmäßig; er vollzieht 
sich vielmehr mit verschiedener Schnelligkeit je nach dem inneren Bau der Land¬ 
schaft und der Art der oberflächlichen Umbildung. So treten z. B. die Flüsse in 
ihrer Jugend in sehr verschiedener Form aus je nach der Widerstandsfähigkeit des 
Gesteins, dem Charakter des Klimas und dem Neigungswinkel der Oberfläche. 
2 Die Lehre von den Formen der festen Erdrinde heißt auch Morphologie 
(vom griech. lögos = Lehre und morphe = Form oder Gestalt). 
Jh ~ />' ~9, i'Xbft
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.