König Wilhelm bei Königgrätz.
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242. Lönig VWilhelm bei Löniggrütz.
1. Es war am 3. Juli 1866. König Wilhelm brach morgens
5 Uhr von Gitschin auf. Nach dreistündiger Fahrt im Wagen be—
stieg er bei Sadowa sein Reitpferd. Von einer Anhöhe sah der
König dem Gefechte zu, das sieh gleieb nach seinem Lintreffen
entspann. Die Begleitung des Königs bestand aus vielen höhern
Offizieren und zeigte sich dem PFeinde als eine beträchtliche Beiter-
schar, die denn auch bald zum Zielpunkte für Geschütze wurde.
Der König achtete nicht der Granaten, die wiederholt in seiner Nühe
einsehlugen. Seine Gegenwart machte die Soldaten mutig, so dab
ie del mit Todesverachtung auf den Peind stürzten. Die Leitung
des Kampfes blieb vom ersten bis zum letzten Augenblieck in der
Hand des Rönigs, überallhin sahen seine scharf bliekenden Augen.
2. Beim Beginn des Kampfes waren die õsterreicher doppelt so
zahlreieh als die Preußben. Die Elbarmee unter Herwarth von
Pittenfeld Eonnte sieh erst später am Kampfe beteiligen, und die
Mrmee des Kronprinzen stand noeh in weiter Perne. So
kmpfte anfänglieh die Armee des Prinzen Eriedrich Karl allein.
Dem Rönige äam es darauf an, den Kampf so lange zu unterhalten,
hbis die kronprinzliche Armee den Kampfplatz erreicht haben wuürde.
Dies Lonnte vor NMittag nieht geschehen. Da galt es denn, hartnäckig
und todesmutig auszuhalten.
3. Der Kampf sehwankte, und einzelne versprengte Druppen
gingen in Unordnung bis in die Nahe der Aufstellung des Königs
Zurüek. Da donnerte ihnen plötzlich aus des Königs Munde ein
Halt! entgegen. „WMohin ist in der Sehblacht die Front?“ rief er
pnen mit blüzenden Augen zu, und die Soldaten machten „Kebhrt.“
Jetzt stieg der König vom Pferde und hatte im Nu die flüchtige
Schax wieder geordnet. Dann Kkommandierte er: „Bataillon, marsch!“
sprang in den dattel und rief den Soldaten nach: „Nun zeigt, dab
inr brave Pommern seidl“
4. Um Mittag fragte der König seine Umgebung, ob jemand
twas zu essen oder zu trinken habe. Seit 5 Uhr hatte er niehts
zu sieh genommen und seit 8 Uhr zu Pferde gesessen. Einer der
Adjutanten prachte endlich nach vielem Herumfragen von einem
Reifknecht einen Schluck Wein und von einem voldaten ein Stuek
Wurst und ein Stück Kommißbrot. Das war bis spät abends die
einzige Speise, die der König zu sieh nahm; so ertrug er jede An—
strengung und jede Entbehrung mit seinen Soldaten.