Full text: [Teil 2 = Mittelstufe, 1. Stück] (Teil 2 = Mittelstufe, 1. Stück)

König Wilhelm bei Königgrätz. 
295 
242. Lönig VWilhelm bei Löniggrütz. 
1. Es war am 3. Juli 1866. König Wilhelm brach morgens 
5 Uhr von Gitschin auf. Nach dreistündiger Fahrt im Wagen be— 
stieg er bei Sadowa sein Reitpferd. Von einer Anhöhe sah der 
König dem Gefechte zu, das sieh gleieb nach seinem Lintreffen 
entspann. Die Begleitung des Königs bestand aus vielen höhern 
Offizieren und zeigte sich dem PFeinde als eine beträchtliche Beiter- 
schar, die denn auch bald zum Zielpunkte für Geschütze wurde. 
Der König achtete nicht der Granaten, die wiederholt in seiner Nühe 
einsehlugen. Seine Gegenwart machte die Soldaten mutig, so dab 
ie del mit Todesverachtung auf den Peind stürzten. Die Leitung 
des Kampfes blieb vom ersten bis zum letzten Augenblieck in der 
Hand des Rönigs, überallhin sahen seine scharf bliekenden Augen. 
2. Beim Beginn des Kampfes waren die õsterreicher doppelt so 
zahlreieh als die Preußben. Die Elbarmee unter Herwarth von 
Pittenfeld Eonnte sieh erst später am Kampfe beteiligen, und die 
Mrmee des Kronprinzen stand noeh in weiter Perne. So 
kmpfte anfänglieh die Armee des Prinzen Eriedrich Karl allein. 
Dem Rönige äam es darauf an, den Kampf so lange zu unterhalten, 
hbis die kronprinzliche Armee den Kampfplatz erreicht haben wuürde. 
Dies Lonnte vor NMittag nieht geschehen. Da galt es denn, hartnäckig 
und todesmutig auszuhalten. 
3. Der Kampf sehwankte, und einzelne versprengte Druppen 
gingen in Unordnung bis in die Nahe der Aufstellung des Königs 
Zurüek. Da donnerte ihnen plötzlich aus des Königs Munde ein 
Halt! entgegen. „WMohin ist in der Sehblacht die Front?“ rief er 
pnen mit blüzenden Augen zu, und die Soldaten machten „Kebhrt.“ 
Jetzt stieg der König vom Pferde und hatte im Nu die flüchtige 
Schax wieder geordnet. Dann Kkommandierte er: „Bataillon, marsch!“ 
sprang in den dattel und rief den Soldaten nach: „Nun zeigt, dab 
inr brave Pommern seidl“ 
4. Um Mittag fragte der König seine Umgebung, ob jemand 
twas zu essen oder zu trinken habe. Seit 5 Uhr hatte er niehts 
zu sieh genommen und seit 8 Uhr zu Pferde gesessen. Einer der 
Adjutanten prachte endlich nach vielem Herumfragen von einem 
Reifknecht einen Schluck Wein und von einem voldaten ein Stuek 
Wurst und ein Stück Kommißbrot. Das war bis spät abends die 
einzige Speise, die der König zu sieh nahm; so ertrug er jede An— 
strengung und jede Entbehrung mit seinen Soldaten.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.