Full text: [Teil 2 = Mittelstufe, 1. Stück] (Teil 2 = Mittelstufe, 1. Stück)

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c) Ist schon das Tiesland von ber französischen Grenze an reich 
an Kanälen, so ist das in dem Depressionsgebiete noch mehr 
der Fall. Der vierte Teil des Königreichs der Niederlande — näm¬ 
lich der ganze W nebst einigen Strichen im NO — liegt tiefer als 
der Meeresspiegel, daher also auch tiefer als die Oberfläche sämtlicher 
Flußläuse. All dieses Land muß deshalb vor Überschwemmung durch 
Fluß und See gesichert sein; das geschieht durch die sich am Strande 
hinziehenden Dünen (vgl. II. 35) und die von den Menschen gebauten 
Deiche (vgl. 11. 136). Indem diese auch schon im Tieslande (s. b) 
längs der Flüsse gegen Hochwassergefahr angelegt werden, beläuft 
sich die durch die Deich-Arbeit ihrer Bewohner geschützte Bodenfläche 
Hollands auf die Hälfte des ganzen Königreichs. Dazu gehören auch 
die Polder, tiefliegende Landflächen, die früher unter Wasser wann, 
dann eingedeicht und entwässert wurden. Der Sandwall der Dünen 
ist an der Küste von „Nord-Holland" am stärksten und mehr als 
50 m hoch; dahinter breitet sich das fruchtbare Ackerland der Marschen, 
des vom Meere und den Flüssen angeschwemmten Bodens, und das 
sich anschließende feuchte Wiesenland aus. Die kreuz und quer das 
Land durchziehenden, beiderseits von Deichen eingeschlossenen Wasser¬ 
adern kennzeichnen die niederländische Marschlandschaft.1 
41. Klima und Erzeugnisse. Das Klima des höheren Süd¬ 
ostens weist größere Gegensätze zwischen Sommer und Winter aus 
und erscheint namentlich deshalb als rauh, weil im Winter starke 
Schneefälle einen großen Teil des reichlichen Niederschlages ausmachen; 
dagegen hat das Flachland durchweg gleichmäßiges Seeklima (vgl. 34) 
mit vorwiegenden Herbstregen (vgl. 35). Sind schon im Ardennen¬ 
gebiet wenigstens die Thäler obst- und getreidereich, so ist im Flach¬ 
lande der Ackerbau in hoher Blüte, wenn auch der einheimische Bedarf 
an Getreide nicht gedeckt werden kann; vorn belgischen Boden ist die 
Hälfte, vorn holländischen mehr als ein Viertel Acker- und Gartenland. 
Da sich der Niederländer bei dem oft grauen Himmel und trüben Wetter 
gern der bunten Farben erfreut,2 so pflegt er seit alters die Blumen¬ 
zucht (Haarlemer Tulpen). Von hoher Bedeutung ist in Holland 
noch weit mehr als in Belgien die Ausnutzung der Wiesen und 
Weiden für Viehzucht nebst Butter- und Käsegewinnung. Von den 
Küstengebieten aus wird lebhafte Fischerei getrieben. Bei der Armut 
des Tieflandes an Wald muß aus Deutschland (Schwarzwald, Spes¬ 
sart) viel Holz den Rhein hinab geflößt werden. In Belgien ist durch 
die Kohlenflöze der Sambre - Maas - Linie und die Eisen- und Zink¬ 
erze des Schiefergebirges die Grundlage für eine großartige Industrie 
gegeben, deren Erzeugnisse (und Steinkohlen) nach Frankreich und 
1 Vgl. L. (Lehmcmn's Charakterbild): Holländische Marschlandschaft. 
2 Das zeigt auch die Außenseite vieler Häuser.
	        
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