Full text: Grundriss der physikalischen Geographie

Bildung der Erdrinde. 
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Erdkörpers. Allerdings musste mit der Contraction jenes Gas¬ 
balls eine entsprechende Wärmeentwickelung verbunden sein. 
Auch machen es die durch die Spcctralanalyse gewonnenen Er¬ 
gebnisse sehr wahrscheinlich, dass die planetarischen Körper 
durch einen schmelzflüssigen Zustand hindurchgegangen sind. 
90. Bildung der Erdrinde. 
Dem Vorhergehenden zufolge können wir die Erde in 
ihrem anfänglichen Zustande allenlalls als ein Gassphäroid be¬ 
trachten, insofern nämlich als die bekannten Grundstoffe, aus 
denen sie zusammengesetzt ist, meist gasförmig in einander ver¬ 
breitet waren. 
Fragt man nun nach den Stoffen, welche zur Bildung des 
Erdkerns am geeignelsten waren, so bieten sich die schwersten 
und strengflüssigsten Metalle dar. Von diesen nimmt man an, 
dass sie zuerst aus der gasförmigen Mischung ausgeschieden seien, 
zumal da ihre Affinität zu anderen Stoffen nur gering ist. Die¬ 
jenigen metallischen Elemente aber, welche eine grosse Ver¬ 
wandtschaft zum Sauerstoff besitzen, müssen sich schon früh 
mit diesem verbunden haben. Hierher gehören namentlich Kali, 
Natron, Kalkerde, Talkerde, Thonerde und Kieselerde. Wahr¬ 
scheinlich ist auch, dass die meisten dieser strengflüssigen Stoffe 
gleich bei ihrem Ursprünge sich in troplbarflüssiger Form um 
den Erdkern ablagerten. Neben dem Sauerstoff, der in über¬ 
wiegender Quantität vorhanden war und noch ist, ging auch der 
Schwefel mit verschiedenen Metallen mancherlei Verbindungen 
ein, die sich ebenfalls, schon ihrer beträchtlichen Schwere wegen, 
dem dichteren Erdkern frühzeitig anschlossen. 
Die erstgenannten Stoffe konnten aber nicht miteinander 
in Berührung kommen, ohne neue Verbindungen unter einander 
zu bilden, in denen die Kieselerde die Holle einer Säure spielte. 
Es entstanden also kieselsaure Salze, die man Silicate nennt, 
und Gemenge derselben. 
Die grosse Wärmemenge, welche anfänglich mit dem Erd¬ 
körper verbunden war, verminderte sich allmählig durch Aus¬ 
strahlung. Sobald nun die Temperatur unter den Schmelzpunkt 
der Silicate herabgesunken war, bildeten diese, indem sie lang¬ 
sam erstarrten, eine Binde um den flüssigen und glühenden
	        
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