Full text: Grundriss der physikalischen Geographie

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Bildung tier Erdrinde. 
Erdkern. Man erkennt leiclil, dass der Erstarrüngsprocess der 
Silicate nur sehr alhnählig erfolgen konnte, und dass er in den 
äusseren Schichten früher als in den inneren eintreten musste. 
Hie Silicate sind schlechte Wärmeleiter, sie konnten deshalb die 
vom glühenden Erdkern ausstrahlende Wärme nur langsam 
durchlassen, was denn natürlich wieder eine schnellere Erkaltung 
der umgebenden Almospäre zur Folge hatte. Die zuerst ge¬ 
bildete starre Kruste konnte aber über dem IIlistigen Erdkerne 
nicht ais ein zusammenhängendes Ganze bestehen, da durch die 
Wirkung des .Mondes und der Sonne die geschmolzene Erdmasse 
sowohl wie die umgebende Atmosphäre in analoger Webe, wie 
das jetzige Meer flu then und ebben musste. Hierdurch wurde 
jene Kruste zerrissen j die einzelnen Stücke, die im Vergleich zu 
ihrer Dicke eine sehr grosse Flächenausdehnung haben mochten, 
schwammen als Schollen umher und setzten sich mehr oder 
minder unregelmässig wieder zusammen, um abermals wieder 
zerrissen zu werden, bis endlich die schwimmenden erstarrten 
Massen an Umfang und Dicke so anwuchsen, dass sie eine zu¬ 
sammenhängende, sich selbst tragende Decke über den ganzen 
Erdkern bildeten. Die Atino.-phäre enthielt aber ausser Sauer¬ 
und Stickstoff noch grosse Mengen von Wasserdampl und Kohlen¬ 
säure, vielleicht auch Dämpfe von Salz-, Salpeter- und Schwefel¬ 
säure. Es mussten nun auch gasförmige Beslandtheile der Atmo¬ 
sphäre unter ihrem eigenen Drucke und durch allmählige Abküh¬ 
lung tropfbare Form annehmen. Sobald jedoch die Temperatur 
der äusseren Erdrinde bis zu einem gewissen Grade gefallen 
war, konnte der grössere Theil des Wasserd.impfes nicht mehr 
in Gasform bestehen, sondern musste die Erdrinde mit einer 
Wasserschicht bedecken, die man als Urmeer bezeichnet, worin 
nun gleichfalls die Erscheinung der Ebbe und Flutli hervortrat. 
Mit der Bildung dieses Meeres war zugleich eine Reinigung 
der Atmosphäre verbunden, indem der sich niederschlagende 
Wasserdampf alle löslichen Stoffe, so weit als möglich, in sich 
aufnahm. 
Das Meerwasser löste nun einen grossen Theil der äusse¬ 
ren Erdrinde wieder auf, wozu es damals wegen seiner höheren 
Temperatur und der in ihm enthaltenen Säuren sehr geschickt 
war. Doch schon geraume Zeil vor dem Tropfbarwerden des 
Wassers konnten die in der Atmosphäre befindlichen Wasser-
	        
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