126 VI. Europa. 
4. SW.-Rußland. In Litauen (zwischen Düna und Njeinen) Wilna, 
die alte Hauptstadt des (vor der Vereinigung mit dein Königreich Polen) selbständig 
gewesenen Großfürstentums Litauen; nahe dabei zweigt sich von der Eisenbahn 
St. Petersburg-Warschau diejenige nach Königsberg ab. In Polen, dem Kernland 
des einst von der Ostsee bis ans schwarze Meer mächtigen Königreichs ^Warschau, 
die stark befestigte Brückenstadt. der Weichsel, 3 Ht. E., wie östlicher die Festung 
Brest-Litowsk [titofsl] den Übergang über den Bug deckt. Jenseit des großen, 
fast menschenleeren Raumes der Rokitno-Sümpfe am Pripet folgen von N. 
nach S. auf einander die beiden getreide- und viehreichen kleinrussischen Landschaften 
Wolynien, Podolien (letztere zwischen dem oberen Bug und Dnjestr), dann 
das rumänische Bessarabien zwischen Dnjestr und Prnth mit *Kischinew 
[ftfchittjof] in seiner Mitte. Ö. von Wolynien und Podolien die Ukraine sukra - tue]1; 
hier *Kiew fit = ef], wo die die Rokitno - Moräste im S. umziehende Straße (setzt 
die Eisenbahn nach Moskau) den Dnjepr überschreitet, Hauptstadt eines früheren 
russischen Reichs in der Zeit, als (um 1000) das byzantinische Christentum von 
Konstantinopel den Dnjepr aufwärts ins russische Binnenland gebracht wurde; uoch 
jetzt das Höhlenkloster Kiews ein nationales Heiligtum der Russen. Chersou 
schersön^ am Limana des Dnjepr und Nikolajew [nitotajcf], Hauptstation der 
russischen Kriegsflotte, stehen an Handelsbcdentnng zurück hinter ^Odessa, weil 
dessen Hafen im innersten NW. des schwarzen Meeres von den größten Seeschiffen 
erreicht werden kann, daher Odessa die bedeutendste pontische Handelsstadt Rußlands 
(Odessaer Weizen), gegen 2 Ht. E. 
5. SO.-Rußland, das früher (uud zum teil uoch jetzt) mohammedanische 
Rußland, das Land der Tataren (wie man die hier bruchstückweise erhaltenen 
Türkenstämme zu bezeichueu Pflegt). Die Krim oder die taurische Halbinsel, 
nur durch eiue schmale Landenge mit dem Festland verbunden, ist Steppenland (das 
Kamel bereits hier Lastträger), aber im Schutz der Jaila vor den eisigen Steppen- 
lüften gedeihen an der SSO--Küste immergrüne Laubgewächse und Südfnichte; 
an der SW.-Küste die bis 1855 sür uneinnehmbar gehaltene Seefestuug Seba- 
stopol sfewastöpoll; wo sich in Richtuug der Jaila eine flache Landzunge von der 
viereckigen Halbinsel gegen die asiatische Uferseite vorstreckt, der Hafenort Kertfch 
an der Meerenge gl. N., welche in das für tiefer gehende Seeschiffe zn seichte, des- 
halb auch jeden Winter dauernd zufrierende Asowsche Meer führt, in dessen Hinter- 
gruud die Donmündung mithin keinen großen Wert für Seehaudel besitzt. — In 
der südrussischen Steppe viele deutsche Kolouistendörser, von Katharina 11. iu diesem 
„Neu-Rußland" angelegt, ö. bis zur Wolga abwärts von Samara, namentlich 
um S aratow [farätofj. Die früheren Residenzen der beiden Tataren-Khanate an 
der Wolga: Kasan [fafäit], etwas abseits vom l. Ufer der Wolga an deren Knie- 
stelle (Straße von hier ö. nach Perm an der Kama im Berg- und Hüttenbezirk 
am Ural, weiterhin nach Jekaterinburg) mit Moscheeen der hier noch zahlreichen 
Moslim, gegen Ht. E., und Astrachan ^astrachän^ auf einer der massenhaften 
Flußinseln des Wolgadeltas, berühmt durch seine in Steppenhitze süß ausreifenden 
Weintrauben, Station der kaspischen Abteilung der russischen Kriegsflotte und 
Handelshafen für den Berkehr nach der persischen Gegenküste. Die ^ russischen 
Ansiedelungen gehen über die Uferseiten der untersten Wolga seitwärts nicht 
hinaus; die Steppe nach dem Uralfluß hin wird schon von den Kirgisen durch- 
1) d. h. an (u) der Grenze (kraine), die einstige SO. - Mark des kleinrnssi- 
schen Anteils des Königreichs Polen. 
2) Liman (vom griechischen Urnen — Hafen, erinnernd an die hellenischen 
Kolonien an dieser Küste des einstigen Scythenlands) bedeutet einen Meereseinschnitt 
in der Richtung einer Flußmündung, welcher durch Sinkstoffe an seiner Verbindung- 
stelle mit dem offnen Meere nahezu geschlossen und durch das Flußwasser auSgesiißt 
worden ist.
	        
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