§ Z4. Norddeutsche Tiefebene.
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nnö. Richtung, nachdem sie erst ein Stück dicht am Rande des Land-
rückens hingeflossen sind). Jnl äußersten NO. durchbricht den n. Land-
rücken der Nj entert, der, von O. her die russische Grenze überschrei-
tend, deutsch die Memel genannt wird, in einem geräumigen Delta
zweiarmig dem kurischen Haff (dem größten See Mitteleuropas) ^
zuströmt und durch dasselbe an der N.-Spitze der kurischen Neh-
rung mündet. Die Weichsel (bereits, unterhalb Warschau durch den
Bug verstärkt) nimmt gleich nach dem Übertritt auf preußischen Boden
r. die Drewenz, an ihrem W.-Knie l. die Brahe auf und trennt sich
in ihrem großen Dreiecksdelta in mehrere Arme: r. zweigt die Nogat
ab gen NO. ins frische Haff (getrennt vom Meer durch die frische
Nehrung), der Hauptstrom teilt sich T-förmig in einen O.-Arm (zum
frischen Haff) und einen W.-Arm (zur Danziger Bucht). Die Oder
empfängt r. die ihr an Größe gleichende Warthe (deren r. Zufluß
die Netze), l. die Sudetenflüsse Oppa, Glatzer Neiße, Katzbach
von SW., Bob er und Lausitzer Neiße von S. (die zwei letzteren
durchsetzen in ähnlicher Weise wie die Oder den s. Landrücken); nach
Aufnahme der Warthe durchzieht sie entlang dem Rande des baltischen
Landrückens gen NW. den Oderbruch * und füllt zuletzt das Stet-
tiner Haff, durch welches sie um Usedom und Wollin^ als Peene,
Swine, Dieven ow [btfeno]4 ausmündet. Die Elbe empfängt s.
des Fläming r. die schwarze Elster, l. die Mulde und die Saale
(deren Zuflüsse r. weiße Elster, l. Bode), bei ihrer letzten NW.-
Biegung r. die Havel; letztere bildet ein n. geöffnetes Hufeisen,
durchzieht viele langgestreckte Seeen und vereinigt sich auf ihrer s.
gerichteten Strecke mit der Spree, welche ihr aus der Lausitz n.,
dann nw. zufließt.
Weichsel, Oder und Elbe sind darin verwandt, daß sie den
größeren Teil ihres Gebiets und ihren größten Nebenfluß zur Rechten
haben. Die völlige Flachheit des nach W. keilförmig verschmälerten
Binnenlandes zwischen den beiden Landrücken gestattete leichte Ver-
bindung der drei Ströme: Weichsel und Oder sind verbunden durch
den Bromberger Kanal (von der untersten Brahe gen W. zur
1) Haffe nennt man an unserer Ostseeküste flache Strandseeen, durch welche
Flußwasser dem nahen Meere zufließt. Der Name Haff (schwed. luv [has] =
Meer, Seesläche) erinnert wie der auch nur an der baltischen Küste übliche Name
Wiek (vergl. S. 128) an den alten deutsch-skandinavischen Handelsverkehr.
2) Der Oderbruch, früher voller Wasserspiegel und Moräste (reich an Fischen
und Krebsen) ist durch Friedrich d. Gr. entwässert und dadurch in sehr fruchtbaren
Boden umgewandelt worden; von den vielen Flußarmen, in die sich einst hier die
Oder zerfaserte, ist neben dem neugeschaffenen Hauptstrom (der „neuen Oder") im
NW. noch eine Schlinge (als „alte Oder") vorhanden.
3) Beides also keine eigentlichen Meerinseln.
4) Das w in der slawischen Endung ow bleibt bei deutschen Orts- (und
-Personen-) Namen immer unhörbar.
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