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VII. Mitteleuropa. 
scheinen, da der Brenner eine tiefe Senke im Kamm bildet, wie ein 
Tal; es heißt Wipptal. Man nennt solche Wasserscheide, die eine nur 
mäßige Bodenerhebung zwischen zwei gradlinig zusammenstoßenden, in 
einer fortlaufenden Einsenkung liegenden Tälern bildet, eine Talwasser- 
scheidet Gen S. ist der Abfall der Rätischen Alpen viel steiler als gen 
N. zum Inn; die Sillmünduug liegt mehr als doppelt so hoch gegenüber 
der Eifackmüuduug; der N.- Abdachung gehört das vielstnfige Tal der 
Otz [o|] an, in deren Quellgegend sich die prachtvolle, gletscherreiche 
Gruppe der Ötztaler Feruer^ (Wildspitze, 3800 m) erhebt. Hierauf 
folgt der geschlossenste Teil des ganzen Gürtels, die Hohen Tauern 
zwischen dem Pinzgan an der Salzach oberhalb ihres Knies, und dem 
Pustertal, d. h. dem Tal der w. zum Eisack fließenden Rienz [r!-en§] 
und der oberen Drau; zwischen beiden liegt die Talwasserscheide des 
Toblacher Feldes, 1200 m. Von diesem großen Längstal führen über 
den fast 2 Längengrade durchmessenden Kamm nur Saumpfade; ungefähr 
in feiner Mitte erhebt sich der zweispitzige Großglockner (3800 m), fast 
ebenso hoch w. von ihm der Groß-Venediger, beide ebenso wie die 
Otztaler Gruppe von großartigen Gletschern umgeben. Von der Mur- 
quelle ab beginnen die Steirischen Alpen, in denen der Zentralzug 
bereits viel niedriger ist, so daß kein Gipfel ewigen Schnee trägt, und 
sich gabelt, jedoch so, daß sich jenseit der mit der oberen Enns gleich- 
laufenden Längstalfnrche der Mur und der ihr entgegenfließenden Mürz 
die beiden Gebirgszügen wieder vereinigen. Der südliche von ihnen wird 
durch die rechtwinklig umbiegende Mur durchbrochen, die zuletzt osö. der 
Drau zufließt. Der Semmering-Paß (1000 m) bildet die Wasserscheide 
zwischen der Mürz und der Leitha, einem Nebenfluß der Donau. 
W. vom Quertal der Mur reichen s. Seitenäste der Steirischen Alpen 
bis zur Drau. 
3. Südalpen. 3. Der S.-Gürtel zieht s. vom Veltlin [felttxn]3, d. h. dem Tal der 
oberen Adda, über die italienisch-österreichische Grenze und umschließt mit 
hohen Gebirgsmassen das Etschtal, das größte und breiteste Quertal der 
Alpen. Dort erhebt sich gleich an jener Grenze die nach der hohen 
Pyramide des dolomitischen^ Ortler (3900 m) benannte Ortler- 
Gruppe, an deren Abhang die höchste Kuuststraße der Alpen 2800 m 
hoch über das Stilffer Joch führt, um das Veltlin mit derjenigen 
1 So auch Maloja S. 198. — 2 Ferner heißen Berge mit ewigem Schnee 
(vergl. Firn, S. 51). — 3 Der Name ist im Munde der Deutschen entstanden aus 
vgl [tualj Teilina, d. h. Tellinisches Tal (nach einer Ortschaft so genannt). — 4 Dolomit 
ist eine Kalkart, in welcher ein Teil des Kalks durch Talk (Magnesia) ersetzt ist.
	        
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