Full text: Länderkunde des Deutschen Reiches (Teil 4)

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Das ostelbische Tiefland: I. Geländebild. 
nur die sudetische Richtung eines Grundgebirges. Das Gebiet hat auch dadurch enge Be- 
Ziehungen zu den Sudeten, daß es seine Wassermassen fast ganz von ihnen empfängt. 
Infolge der leichten Umbiegung der östl. Sudeten ist die Möglichkeit zu breiterer 
Entwicklung im SO gegeben, hier wird die Lucht von den Tarnowitzer höhen begrenzt, 
die den westl. Vorsprung der polnischen platte bilden. Km Nordrande geht die Malapane 
westwärts zur Oder. Nach NO wird die Bucht durch den höchsten Teil des Landrückens, 
das Ratzengebirge, abgeschlossen. Die Oder ist auf deutschem Boden in ihrem Oberlauf 
nach NW gerichtet, wendet sich aber beim vurchbruch durch den Landrücken nordwärts. 
Neiße, weistritz und Ratzbach gehören noch ganz der Schlesischen Lucht an. Das die Fort- 
setzung der oberen Oder bildende Urstromtal ist jetzt hinsichtlich der Entwässerung fast 
ganz (Schwarze Elster) vom Zusammenhange mit der Elbe losgelöst, vielmehr haben Bober, 
Görlitzer Neiße und Spree den Weg nach N durch den Landrücken gefunden wie die Oder 
selbst. Daß aber, außer in den Flußtälern, der Zusammenhang des Südlandrückens auch 
sonst vielfach unterbrochen ist, hängt mit der langen Zeit zusammen, die er der Verwitterung 
ausgesetzt war. Die Spree gehört schon dem Havel-Elbegebiet an. Der längste ununter- 
brochene Höhenzug, der Fläming, entwässert ebenfalls dorthin. 
vie Tieflandsmulde zwischen den Landrücken. Großer Einfluß der llr- 
stromtäler auf den Mßlaus und die Nanalanlagen der Gegenwart. Die Urstromtäler 
bestimmen noch heute den Laus der Flüsse, indem sie ihnen vielfach eine ostwestl. Richtung 
vorschreiben. Die Kanäle benutzen durchweg Abschnitte der alten Ealniederungen und stellen 
alte Querverbindungen von der Elbe zur Weichsel wieder her, die mit dem Rückgänge 
des Eises aufhörten. So benutzt der (Dbra-, Friedrich-Wilhelm- und Oder-Spree-Kanal 
das Warschau—Berliner, der Bromberger, Finow- und Rhin-Kanal das Ehorn—Ebers- 
walder, der plauensche Kanal das Glogau—Luckenwalde Urstromtal. 
Huf dem rechten Oderufer münden Bartsch und Obra dort, wo die Oder nach W 
umbiegt. Die Obra bewirkt durch einen Parallelkanal und durch eine Gabelung doppelte 
Verbindung mit der Warthe. Diese entspringt auf der polnischen platte und fließt in 
viermal rechtwinklig gebrochenem Lauf der Oder in NW-Richtung zu. von dem west- 
lichsten Punkt der Weichsel, die in weitem Bogen von den Karpaten kommt, führen 
Brahe und Bromberger Kanal zur Netze. Der Unterlauf der Netze und Warthe, sowie 
das nordwestl. gerichtete Stück der Oder bilden ein großes, wenn auch nicht ununter- 
brochenes Bruchgebiet (Netze-, Warthe-, Oderbruch), auf altem Stauseeboden im Urstrom- 
tal, am Fuße des Baltischen Landrückens. 
Wo die Oder ihre rechten Nebenflüsse aufnimmt, folgt sie jedesmal auf einer längeren 
Strecke einem der alten Haupttäler nach W. 
Im Gebiet des mittleren Haupttales erreichen westl. von den Grünberger höhen Bo- 
ber und Neiße das Stromgebiet der Oder. Die Spree durchfließt in zahlreichen, vielgewun- 
denen Krmen den Spreewald, das Gebiet eines alten Stausees. Da, wo ihr 8-förmiger Lauf 
die entschiedene Richtung zur Havel nimmt, mündet der Friedrich-Wilhelm-Kanal, von dem 
sich noch der Oder-Spreekanal nach einer südlicheren Stelle der Oder abzweigt. Die Havel, 
vom Baltischen Landrücken, umfließt im ganzen ein Viereck. Kuf ihrem nordsüdl. Ober- 
lauf stellt der Finowkanal eine wichtige Verbindung mit der Oder her. Schon vor der 
Einmündung der Spree, besonders aber auf dem ostwestl. Mittellauf befindet sich das 
Gebiet der Havelseen, die einen herrlichen Schmuck der Landschaft bilden. Durch die Kus- 
waschung der Urweichsel entstanden, geben auch sie nur noch eine schwache Vorstellung 
von der oft gewaltigen Breite des Stromes der Vorzeit. Mehrere Kanäle, so der Rhin-
	        
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