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Die semitischen Völker Vorderasiens nebst den Ägyptern. 7
sein Sohn Belschazzar (Belfaruzur) war, mit Arnasis von Ägypten sich
dem König Krösus von Lydien gegen den Perserkönig Cyrus anschloß und
Krösus unterlag, hielt Cyrus seinen Einzug in Babels und trat das
Erbe der assyrisch-babylonischen Weltherrschaft an. Als Teil des persischen
Reiches kam das Land dann zum macedouischen Reiche und fiel später
an die Römer.
§ H. Die Kultur. Eine hohe Kultur war in Mesopotamien heimisch. Kuuur.
Aus die Werke der Literatur, wie sie uns in der Bibliothek des Assur-
bauipal gesammelt vorliegen, auf die Ausbildung der Sternkunde, Mathe-
matik und Metrologie ist schon hingewiesen worden; es erübrigt noch, mit
einem Worte auf die Architektur und die damit in Zusammenhang
stehenden Künste hinzuweisen, von denen zahlreiche, bei den Ausgrabungen
aufgedeckte Ruinen, Statuen, Altäre. Reliefs und kleinere Gegenstände
Zeugnis geben. Als Material zu den Bauten dienten, da keine Bruch-
steine vorhanden waren, Ziegel, die anfangs an der Sonne gedörrt,
später im Feuer gebrannt wurden. Für Tempel- und Palastbauten ist
charakteristisch ein terrassenartiger Unterbau, auf dem sich die eigent-
lichen Gebäude erheben. Zu bemerken ist, daß schon die Babylonier das
Tonnengewölbe erfunden haben. Die Wände wurden mit Alabaster¬
platten belegt, die mit Basreliefs geschmückt waren. Diese Wandverkleidung
ist für die assyrischen Gebäude charakteristisch. Die Tempel, die wie die Pa-
laste aufs prächtigste geschmückt waren, hatten, wie schon angedeutet, eine
Tempelpyramide d.h. einen Turm, der, dem astralen Charakter der Reli-
gion zufolge, als Sternwarte diente. Eine solche Pyramide meint die Bibel
in dem Berichte von dem babylonischen Turm, als den man wohl
die Ruine Birs Nimrod oder den Haupttempel des babylonischen Stadt-
gottes Bel-Marduk betrachtet. Unter den sonstigen Anlagen werden „die
schwebenden Gärten der Semiramis" erwähnt. Was diese Gärten
gewesen sind, entzieht sich jedoch bis jetzt der sicheren Deutung. Die
babylonisch-assyrische Malerei stand im Dienste der Architektur und be-
nutzte textile Motive; dies ist um so eher erklärlich, als die Technik der
Weberei und Buntstickerei ans bewundernswerter Höhe stand, wie die
Muster der prachtvoll gestickten und im Detail fein behandelten Gewänder
der Statuen zeigen. Den Götterstatuen, von denen bei den Ausführungen
über die Religion schon die Rede war, traten die Statuen der Herrscher
an die Seite. Die hauptsächlichen bildlichen Darstellungen der Reliefs
bezogen sich auf Kriegszüge der Könige, seltener auf Bauten. Jagden und
Szenen aus dem häuslichen Leben. Die Töpferkunst, Stempelschneide-
fünft und die Bearbeitung der Bronze, wovon die berühmten Torflügel
aus der Zeit Salmanassars II. ein Beispiel geben, zeitigten ebenfalls be-
achtenswerte Leistungen.
*) Vgl. die Erzählung vom Propheten Daniel und Heines Gedicht Belsazar.