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Mittelgebirgslandschaften.
10. Das Industriegebiet der Wupper und der Ruhr*.
Das rechtsrheinische Jndustrielager Rheinlands und Westfalens gliedert sich in zwei große
Linien, von denen die südliche mit den Zweigen Lüdenscheid—Radevormwald—Lennep und
Iserlohn—Schwerte—Hagen—Haspe—Schwelm—Barmen—Elberfeld anhebt. Diese beiden
Zweige vereinigen sich im Gebiete von Remscheid—Solingen—Ohligs, und Düsseldorf ist ihr
Ausfuhrhafen. Die nördliche Linie beginnt bei Dortmund-Hörde und läuft über Witten-
Bochum—Herne—Recklinghausen—Gelsenkirchen—Buer—Essen—Mülheim—Oberhausen nach
den Häfen der Ruhrmündung, unter denen Duisburg mit den angegliederten Orten der Ausfuhr¬
platz dieses größten Industriegebietes geworden ist. Verbunden wird diese Stadtreihe durch
den im Bau begriffenen Rhein—Herne-Kanal, der sich an den Dortmund—Emshäfen-Kanal
anschließt und das erste Stück des Rhein—Leine-Kanals darstellt. Die s. Gruppe kann als
Wupper-, die n. als Ruhrlinie bezeichnet werden.
Diese Industriestädte haben sich meistens ein sehr ausgedehntes Landgebiet angegliedert, und da¬
durch ist die Gruppe von Essen bis Duisburg in der Tat politisch zu einem völlig geschlossenen Städtegebiet
geworden, wie das in absehbarer Zeit mit der ganzen n. Linie der Fall sein muß. Jetzt schon enthält sie,
das linksrheinische Mors einbezogen, auf 1273 qkm 2,6 Mill. E., also über 4% der Reichsbevölkerung.
In einem solchen neuen Stadtgebiete gliedert sich an den ursprünglichen, meist altertümlich gebauten
Kern die viel größere Neustadt, dann mit dichten Häuserreihen bedecktes Land, und um diese lagern noch
Acker, Weiden und selbst Wald.
a) Traurig ist durch die Abwässer der Fabriken der armen Wupper mitgespielt worden, die ehedem
sich als ein klares Bergflüßchen durch ein keineswegs reizloses Gelände schlängelte. Bei Elberfeld-
Barmen (je 170) ist sie überspannt von den Bogen der elektrischen Schwebebahn, die wegen der Enge
des Verkehrsraumes über dem Wasser hat angelegt werden müssen. Die beiden Städte sind die Haupt¬
sitze der gesamten Webindustrie, Remscheid (72) und Solingen (51) nebst Ohligs (28) Mittelpunkte
des rheinischen Stahl- und Eisengewerbes. — Düsseldorf (360), bekannt durch Kunstakademie und Maler¬
schule, ist auch ein großer Gewerbeplatz geworden, und sein Hafen bewältigte 1,4 Mill. t im Jahre 1911.
* Olbricht in Peterm. Mitt. 1911,1, S. 4sf. und 1912,1, S. 30.