Europa. Das Königreich Belgien.
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hier sei die Auswahl der Schöpfung mit Allem, was die bildende Kunst Schönes, Kräftiges,
in die Sinne Fallendes in endloser Mannigfaltigkeit hat, in einer mehr als königlichen Schatz¬
kammer zusammengefloffen; hier übertrifft der Manga und die Mangostane die wohlschmeckendsten
Früchte von Europa, und der verwöhnte Gaumen kann seinen Reiz stillen an Ananas, Pisang,
Blimbing. Rambuttan, Duku, Lensap, Apfelsinen, PompelmoS, Durian, Nanka, Litschi und an
der Advokatensrucht, die alle übrigen Früchte noch an Wohlgeschmack übertrifft, — und zuletzt
nenne ich nur noch die Frucht der Kokospalme, die zugleich mit Speise und Trank Jeden labt,
der nicht zu träge ist, den schlanken Stamm hinanzuklimmeu. Nicht weniger ist auch diese Ge¬
gend das Vaterland unzähliger schöner Blumen, die unserere Sinne so angenehm ergötzen.
Hölzer von festem Bau und Dauer streben hier in majestätischer Höhe empor; das erhabene
Geschlecht der Palme streckt seinen Stamm über alle andern Bäume hinauf und steht mit seinen
gefiederten Kronen in maje?ätischer Pracht da. Auf diesen Gewächsen sehen wir die schönsten
Vögel, deren Federn einen Glanz haben, als wären fie mit vielfarbigem Gold übergoffen und
in Purpur der Morgenröthe getaucht. Der Boden unter den Fützen aber enthält in seinem
Schootze Reichthümer und Schätze, wovon nur ein sehr kleiner Theil gekannt und in Besitz
genommen ist.
4.
Das Königreich Ielgien.
§. 1. Das jüngste der europäischen Königreiche, von 1814 — 30 Mitbestandtheil
des Königreichs der Niederlande, die südlichen Niederlande, durch die Revolution
1830 davon losgerissen, unter Englands und Frankreichs Schutz und Vermittelung
als selbstständiges Königreich anerkannt; die Niederlande hatten Belgien als Entschä¬
digung für die von England nicht zurückgegebenen ehemaligen holländischen Kolonien
erhalten. Auch früher seit der Besitznahme durch die Franken mit den nördlichen Nieder¬
landen verbunden, mit denselben durch Karl den Kühnen dem burgundischen Reiche,
durch Maximilian dem burgundischen Kreise einverleibt; cs verblieb nach den nieder¬
ländischen Freiheitskriegen bei Spanien, erlitt unter spanischer Herrschaft nicht unbe¬
deutende Gebietsverkleinerungen durch Frankreich, kam nach dem spanischen Erbfolge¬
kriege an Oesterreich, dem es durch die französische Revolution entrissen wurde, dadurch
französische Provinz, bis 1813 das deutsche Befreiungsheer davon Besitz nahm, der
Wiener Kongreß es dem Königreich der Niederlande hinzufügte.
§. 2. Zwischen 49 '/2 und 51 y2 0 RBr., zwischen 20’4 und 2334° 0L. gelegen,
von der preußischen Rheinprovinz im 0, von Holland im kV, von Frankreich im 8 und
W begrenzt, von der Nordsee im NW bespült, sonst nirgends auf weite Strecken hin
natürlich begrenzt. 536,c, UM., 4'/2 Mill. E., 8386 auf UM., einer der volks¬
dichtesten Staaten, die Provinz Oftflandern mit fast 16,000 E. auf UM., eine der
volksdichtesten Landschaften in ganz Europa.
§. 3. Seiner Oberfläche nach sehr vorwaltend der norddeutschen Tief-
Ebene angehörig, ihr NVVEnde, den Uebergang zur nordfranzösischen Ebene bildend,
im Ganzen weniger tief als Holland gelegen, zum Theil aber dennoch das Gepräge der
holländischen Tiefebene mit ihren Flußarmen, Kanälen, Deichen, Poldern; der 80
gehört den Ardennen an, zeigt einen Wechsel von rauhen Bergen, dichten Wäldern,
fruchtbaren Hügeln, zum Theil tief und schroff eingeschnittenen Thälern; nirgends
großartiger Gebirgscharakter, zumeist oben abgeflächte, oft bewaldete und moorreiche
Bergmaffen von bis 2000' Meereshöhe, eine Menge oft steilwandige Thaler, im 0
der Maas im Allgemeinen höher als im W,