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Auch bie ältesten Gefäße aus Tonerbe verschiebenster Färbung finb
jebensalls von Frauen unb zwar ohne Benutzung ber von ben Römern
gebrauchten Drehscheibe angefertigt worben. Doch würbe unter bem
Einfluß ber Römer bie einheimische Keramik bebeutenb vervollkommnet.
Unb ba gerabe bie Töpferei von bem Vorhanbensein guter Tonerbe a'b- Die Töpferei,
höngig war, so würbe hier vielleicht zuerst, unabhängig von ber Haus-
Wirtschaft, bie Herstellung ber Tonwaren burch geschickte Leute betrieben,
eine Annahme, bie auch bas Vorkommen gleichartiger Formen burchaus
erklärt.
Für bie Weberei finb gewiffe Ansätze eines Gewerbebetriebs Die Webers
über ben Hausbebars hinaus anzunehmen, jeboch ebenfalls nur für be¬
stimmte Gegenben. wo ausgebehnte Schafzucht bie natürliche Veran¬
lassung bot.
Sicher würbe auch bas Schmieben hanbwerksmäßig betrieben, ba Die Schmiede-
es gewiffe Einrichtungen unb befonbere Hanbfertigkeiten vorausfetzte. In
offenen Walbfchmieben würbe bas Eifen geschmolzen unb gegossen.1) Der
freie Mann kämpfte mit selbst geschmiebetem Schwert, unb ber Unfreie,
ber bes Schmiebehanbwerks kunbig war, nahm eine geachtetere Stellung
ein als bie anberen Knechte, was aus bem höheren Wergelb hervorgeht.
Die Probukte bes Hanbwerks, wozu auch bas Salz gehörte, bas
an ben Salzquellen burch bestimmte Leute zubereitet"Kurbe, fetzen einen §ajtbel jmb
primitiven Hanbel voraus. Der Außenhanbel lag vorzugsweise in Verkehr,
ben Hanben ber Fremben; gallische unb römische Kaufleute tauschten
gegen' Erzeugnisse ihrer hoheren^ultur bie geschätzten Rohprobukte ober
Überschüsse bes germanischen Hausfleißes ein, namentlich Bernstein, Pelz¬
werk, Gänfefebern, Vieh, Frauenhaar unb Menschen. Als Gelb biente
ursprünglich bas Vieh, unb zwar galt ber Wert einer Kuh als Gelb- Das Geld,
einheit. Das sogenannte Barrengelb, abgewogene beliebige Metallstücke.
die auch in ber Form von Hals-, Bein- unb Armringen getragen würben,
dienten außerbem als Zahlungsmittel. Gemünztes Gelb benutzten bie
Germanen ähnlich wie bas Barrengelb. Römische Münzen würben als
Schatz vielfach gesammelt ober als Schmnckgegenftanbe geschätzt. 33e-
fonbere Verkehrswege gab es nicht. Schon früh befuhren bie Germanen Verkehrswege,
auf großen, ausgehöhlten Einbäumen bte See; sie zogen auch für ben
Binnenhanbel bie Wasserwege vor. Jebenfalls verbanben auch uralte,
oft geheime Wege ober Furten bie Siebelungen miteinanber. Dichte
Walbgebiete würben vermieben; vielleicht verstanben jeboch bie Germanen
i) Vergl. die Sage von Wieland, dem Schmied, vom Zwerg Mime.